Archiv für den Monat: Dezember 2014

小胖 xiǎo pàng

… ist Lasses Kindergarten Name. Und nicht schwer zu erraten heißt es übersetzt „Kleines Dickerchen“
Den Namen hat er wohl Anfang des Monats von einem chinesischen Lehrer bekommen und er hört mittlerweile dort auch auf diesen Kosenamen.

Lasse spricht chinesisch

… zumindest das Erste was wir verstehen konnten und reproduzierbar ist. Nachdem er die letzten Wochen auch nur noch „No“ anstatt „Nein“ antwortet – fängt jetzt der richtige Sprach-Mix an.

Am Samstag waren wir in unserer Sprachschule zu einer Sonder-Chinesisch-Kochstunde – wir haben „Tang Yuan“, also Klößchen aus Reismehl mit diversen Füllungen bereitet. Nachdem der Teig aufgebraucht war und ich meine mehligen Hände abklopfen wollte, meint Lasse zu mir: „xi shou!“ was soviel wie „Hände waschen“ heißt und zerrt mich Richtung Toilette. Die Chinesen waren natürlich total begeistert – aber wir auch ein bisschen. Im Kindergarten wird er natürlich regelmäßig mit „xi shou!“ zum Waschbecken zum Hände waschen geschickt 🙂

Unsere neuste Errungenschaft

Nachdem wir erfolgreich einen Backofen im Internet gekauft hatten, stand nun das nächst größere Einkaufsprojekt auf dem Plan. Eines der Hauptfortbewegungsmittel hier ist nämlich das E-Bike, also ein Elektroroller – praktisch, schnell und sogar umweltbewusst 🙂

Aber es sollte ja nicht irgendein Bike sein. Nachdem wir jede Menge Roller mit der „Union Jack“ Lackierung gesehen haben, dachten wir uns – na wenn dann soll es doch „schwarz-rot-gold“ sein. Also entdeckt der in Deutschland so gar nicht patriotische Martin seine „Heimatliebe“:

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Nach unserer ersten Fahrt – natürlich mit der ganzen Familie auf dem Roller, begrüßten uns auch gleich ein paar Kinder mit „deguo“ (=Deutsch).

Lasse im Kindergarten

Seit guten zwei Wochen lässt sich Lasse auch ohne Widerstand oder Weinen morgens gegen 08:00 Uhr im Kindergarten abgeben  (obwohl wir hier keine Eingewöhnung im deutschen Sinne hatten 🙂 Ich denke es gefällt ihm ganz gut – auch wenn ich ihn abholen möchte tobt er mit einem älteren Jungen in der Turnhalle herum, bis alle anderen Kinder abgeholt worden sind und wir als letzte rausgehen müssen (16:00 Uhr).

In seiner Klasse (Pre-Nursery) sind Kinder im Alter von 20 Monaten bis knapp 3 Jahre aus insgesamt 9 Nationen, wobei der Großteil natürlich Asiaten sind (Hongkong, Taiwan, Japan, Malaysia, Korea, China (Mainland) und dann auch Frankreich, Slowenien und wir aus Deutschland – es ist diese Woche gerade noch ein deutsches Mädchen, die einen Monat älter ist als Lasse (mit Mutter aus Finnland und deutschem Vater), in die Klasse gekommen.

Lasses Klassenlehrerin ist Chinesin, die auch englisch spricht, jedoch die Kinder auf chinesisch anleitet, weiterhin gibt es eine Englisch-Lehrerin (gebürtige Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln), die für beide Pre-Nursery Klassen zuständig ist und je nach Stundenplan die Klasse wechselt. Eine weitere Hilfslehrerin und eine Ayi unterstützen (Ayi bezeichnet hier alle Hilfskräfte von Putzfrau über Haushaltshilfe bis hin zum Kindermädchen.)

Lasse mit chinesischer Klassenlehrerin

Schuluniform ist natürlich auch für die Kleinsten Pflicht – zugegebenermaßen sieht es ja auch ganz süß aus. Aber sauber zu halten sind die weißen Shirts ja nicht gerade – vor allem, da sich meine bisher erlernten chinesischen Schriftzeichen nicht gerade auf die verschiedenen Fleckenentfernungsmittel beziehen. Gut, dass man Bleichmittel über den Geruch ausmachen kann und das ist derzeit auch das Einzige was hilft (der gute importierte deutsche Baby-Kinder-Vorwasch-Fleckenentferner hat hier keine Chance…). Mal schauen wie lange die Shirts das mitmachen – oder gut, dass Lasse nächstes Semester eine Größe größer benötigt…

Was hier deutlich anders ist als in Deutschland, ist die generelle Einstellung zur Erziehung und Schulbildung, die in China deutlich früher beginnt. Hier spielen die Kinder nicht nur, sondern sollen bereits früh gefördert werden: Lasse hat einen ziemlich strikten Stundenplan – Kunst, Englisch, Chinesisch, Sport – der Link zum Stundenplan

Das Essen ist chinesisch und westlich zusammengestellt und Lasse isst natürlich auch alles (oh, nein ein Stück Pomelo hat er letztens wohl nicht gegessen – das war so besonders, dass mir die Lehrerin das direkt gesagt hat). Ansonsten kommt es durchaus öfter vor, dass er schon einen zweiten Reisball gegessen hat, dann aufsteht und Zähne putzt während andere Kinder immer noch in ihrem Essen rumstochern – also er isst viel und schnell…

Habe auch einmal den aktuellen Speiseplan angehängtn: KiGa Essen Dezember

Die Einrichtung im Kindergarten ist eigentlich wie in Deutschland – der Kindergarten wurde ja auch erst im Oktober eröffnet, so dass alles schön neu ist. Er wurde wohl von einem Japaner designed. Zu erwähnen sind natürlich solche Specials wie eine große Eisenbahn, mit der die Kinder immer Montags und Freitags fahren. Sie fährt außen um das Gelände des Kindergartens herum mit Bahnstation etc. Dann gibt es auch noch ein Schwimmbad, welches wir ab Januar mit spezieller Mitgliedschaft ab 16:30 Uhr und am Wochenende nutzen können (Schwimmunterricht gibt es natürlich erst für die 4-5 jährigen). Ansonsten achtet der Kindergarten auch auf die Luftverschmutzungswerte – je nach Ausprägungsgrad bleiben die Fenster geschlossen und die „Purifier“ werden angemacht; wenn die Werte sehr hoch sind wird auch das Spielen von Draußen nach Drinnen verlegt. Der Kindergarten ist wie die einzelnen Wohnsiedlungen von einem Zaun (ok, das ist nix außergewöhnliches) und einer bemannten Wache umgeben. Ich erinnere mich daran, dass ich in Großhansdorf im Sommer von zwei Kita-Betreuerinnen angesprochen wurde, ob ich denn zwei Jungs gesehen hätte, die wohl entwischt waren – sowas wird hier definitiv nicht passieren. Ich als Elternteil komme sogar nur mit besonderer Mühe außerhalb meines Abholslots herein, obwohl ich eine Eingangs-Chipkarte besitze… Noch ein Unterschied: 10 von 14 Kindern in Lasses Klasse fahren mit dem Schulbus, der die Kinder von den entsprechenden Wohn-Compounds abholt. Ich bin oder war zugegebenermaßen ein wenig zurückhaltend was das anging, so dass wir ja in die Nähe des Kindergartens gezogen sind, um Lasse selbst abgeben zu können. Aber hier ist es ohne weiteres üblich, auch die Kleinsten in den Bus zu setzen…

Im November gab es bereits einen Eltern-Kind-Kindergarten Ausflug nach „Week Nine“ – einem chinesischem Kinder-Freizeit-Park. Der gesamte Kindergarten ist mit 8 Bussen etwa eine Stunde nach Norden gefahren, um dann dort Seife selbst zu machen, einen Streichelzoo und einen kleinen Freizeitpark zu besuchen, und wer mochte konnte auch Gemüse ernten und kaufen. Zugegebenermaßen war der Streichelzoo für meine Verhältnisse ein wenig zu stinkig, dreckig und die Tiere sahen auch ziemlich heruntergekommen aus. Einen Waschbären, der nur mit dem Kopf gegen den Zaun hämmert, fand ich nicht so attraktiv… Der  Freizeitpark war natürlich auch ein wenig sehr chinesisch 🙂 also nicht nach deutschen Sicherheitsvorschriften und ein bisschen heruntergekommen, aber den Kindern hat es gefallen. Lasse hat neben der Seife auch ein schönes Fensterbild gestaltet und sich an den diversen „Fahrgeschäften“ ausgetobt.

Bungee-Trampolin

Boot fahren

Karussell

Das mit dem Angeln war ihm jedoch nicht so vertraut, wie manchem chinesischem Kind (es gab einen riesigen Pool mit jeder Menge Goldfischen, man bekam eine Angel und Köder – wenn man die gefangenen Fische mit nach Hause nehmen wollte, musste man für das Plastikbehältnis bezahlen). Ich war da jetzt gar nicht böse drum, dass Lasse nix gefangen hat, sonst hätten wir jetzt hier ein „Möchtegern-Aquarium“

Am Freitag gibt es dann die Kindergarten X-Mas Party – Santa kommt und bringt für alle Kinder ein Geschenk (welches ich natürlich gestern schon den „Wichteln“ mitgegeben habe). Bin gespannt, was das so wird. Anfang der Woche durfte ich auch schon im Kindergarten hospitieren – „Parent-Teacher-Zeit“ in der ich mit den Kindern Weihnachtsdeko basteln konnte. Wir haben einen Schneemann geklebt…