Nachdem wir nun gute 4 Wochen hier in China sind, nutze ich das Blog-Schreiben als Ausrede, um mal einen Abend nicht chinesisch zu lernen. Ich bin zwar seit drei Wochen in der Sprachschule und habe gefühlt schon einen „großen“ Wortschatz. Jedoch holt mich die Realität schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn eine nette Verkäuferin mich fragt wie lange wir hier schon wohnen, ich stolz „zwei Wochen“ auf chinesisch stammle und sie verständnislos reagiert. Zumindest habe ich die Tage erfolgreich einen neuen Trinkwasserkanister bestellt – aber mehr mit Händen und Füßen als in sauberem Chinesisch. Dass Lasse „liang sui“ (zwei Jahre alt) ist, ist ja mittlerweile mein Standardsatz, denn alle finden ihn „ke ai“ (süß oder zum Verlieben). Wenn sein Laufrad dann weiterhin bewundert wird und ich gefragt werde wo das her ist (nach mehrmaligem Wiederholen hatte ich auch die Frage kapiert), antworte ich ein wenig stolz mit „de guo“ (Deutschland), was ich jedoch wohl wieder falsch betont habe und erst nach weiterem Nachfragen mit „Germany“ verstanden wird.
„Made in Germany“ ist hier übrigens einiges und das steht natürlich für Qualität und Langlebigkeit – ich dachte bislang ja, das wäre nur so daher gesagt, aber nachdem wir uns eine Mikrowelle gekauft hatten (nicht die ganz billigste) und ich sie am nächsten Morgen anschmiss, sprang ich halb zur Küchentür hinaus, da sie einen Höllenlärm verursachte. Nach näherem Betrachten fehlten drei Schrauben im Gehäuse, doch damit war das Problem noch nicht behoben. Nachdem Martin das gute Stück zerlegt und hier und da die Schrauben ausgewechselt hatte, konnte er den Fehler durch besseres Befestigen des Trafos beheben – ja in China ist es wirklich so mit der Einstellung „das passt schon“ – nur nicht so genau hingucken… Bzgl. „Made in Germany“ gibt es hier also nicht nur Elektrogeräte, Milch, Wurst und Käse (ich bin echt überrascht, was ein solch kleines Land wie Deutschland doch überall hin verfrachtet…), sondern auch jede Menge „Haba“ Spielzeug, was zu horrenden Preisen verkauft wird. In den Haba-Stores (mit fetter „Made in Germany“ Werbung) gibt es dann auch spezielle Kinderlerngruppen, die unter Aufsicht und mit Anleitungen verschiedene Haba Spiele spielen. Aus Interesse habe ich mir das natürlich mal angeschaut, aber nachdem ich den Preis für einmal wöchentlich eine Stunde, bei einem Jahresvertrag von über 1000€ erfahren habe, dachte ich mir dann doch, dass Lasse darauf verzichten muss. Auch das „Little Gym“ (= Kinderturnen) liegt in der gleichen Preislage und ist mir damit ein wenig zu teuer – dann tun es die Klettergerüste auf dem Spielplatz auch.
Also was ist eigentlich anders – eigentlich nichts und doch alles: es ist aber bisher alles so wie ich es erwartet habe – um nicht zu sagen die Bücher von „Yu Chien Kuan“ bzw. seiner Frau sind sehr zutreffend (zumindest hier in der großen Shanghai Umgebung) und sehr zu empfehlen für China-Interessierte – egal ob es um die Eigenschaften und Gewohnheiten der Chinesen oder deren Vorurteile und Vorstellungen den Deutschen gegenüber geht. Meine Chinesischlehrerin war zum Beispiel ganz überrascht, dass ich Abends duschen gehe, dass tun doch sonst nur Chinesen und nicht die Europäer…
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