Archiv für den Monat: Dezember 2015

Die große Mauer

Jetzt wohnen wir schon ein Jahr in China und haben immer noch nicht die große Mauer gesehen.
Ach nee, wir haben sie natürlich schon gesehen – in der inneren Mongolei. Da besteht die Mauer aus Schieferplatten oder einfach Stampflehm.
Aber die Mauer ist lang (über 21.000 km!) und ein bis zwei Autostunden nördlich von Peking gibt es die eindrucksvollen gemauerten Abschnitte der Mauer mit großen Wachtürmen alle paar hundert Meter.
Und die haben wir uns jetzt auch endlich mal angesehen. Von Peking aus gibt es diverse Orte, die von Touristen-Bussen angefahren werden. Ich hatte eine Wanderung auf einem weniger besuchten Abschnitt rausgesucht, der auch zu den spektakulären Teilstücken führt, auf denen die Mauer nur ein paar Hand breit ist, und wo es zu beiden Seiten hundert Meter in die Tiefe geht.
Wir mieteten uns einen Fahrer, der uns zum Ausgangspunkt der Wanderung nach Jinshanling brachte, wo eine langsame Seilbahn den ersten Aufstieg erleichterte. Einheimische teilten uns beim Losgehen noch mit, dass die Mauer auf halber Strecke unserer geplanten Wanderung gesperrt sei, und dass wir demnach nicht bis zu unserem geplanten Ziel (Simatai) wandern könnten.
Na, mal sehen. Zunächst ging es hoch und wir waren von Horden von Schülern umgeben, die in 4 oder 5 Reisebussen angereist waren, um auch hier zu wandern. So viel also zum weniger besuchten Abschnitt :-/
Es war aber dennoch eine extrem schöne Wanderung auf der Mauerkrone. Das sonnige Herbstwetter und die leuchtenden Herbstfarben der Vegetation taten ihr Übriges dazu.

Herbstmauer

Herbstmauer

Je weiter wir gingen, desto weniger wurden auch die anderen Touristen. Lasse zeigte sich dabei als guter Wanderer, der den ganzen Weg fast ohne Pause mit auf und ab stieg. Es ging nämlich nur selten geradeaus, sondern meistens steil aufwärts oder abwärts..
…bis wir vor einem verschlossenen Wachturm ankamen, in dem ein Beamter darüber wachte, dass hier keiner mehr weiter ging. Ein paar Schilder wiesen darauf hin, dass der folgende Abschnitt baufällig sei, und nur auf eigene Gefahr betreten werden dürfe.
Nun gut, das Risiko wollten wir gerne eingehen. Leider erwies es sich als ziemlich unmöglich, den geschlossenen Wachturm zu umgehen. Denn der weitere Verlauf der Mauer dahinter entsprach noch gut ihrem eigentlichen Zweck, vor Eindringlingen zu schützen. Wir hätten uns zwar durch steiles Gelände und dichtes Gestrüpp an der Mauer entlang durchschlagen können, wären aber wohl nicht mehr auf die Mauerkrone gelangt.
Also machten wir uns nach einigen Diskussionen und erfolglosen Bestechungsversuchen wohl oder übel wieder auf den Rückweg, um letztlich wieder in die Nähe unseres Ausgangspunktes abzusteigen.
Dort erwartete uns dann auch schon der Fahrer, den wir telefonisch informiert hatten, dass wir nicht wie geplant im nächsten Ort abgeholt werden wollten.

Hier ein Haufen Mauer-Fotos

Golden Week

Das chinesische Jahr hat zwei sogenannte goldene Wochen.
Damit sind Häufungen von Feiertagen genannt, an denen man mit wenigen Urlaubstagen trotzdem relativ viel frei hat. Also in etwa so wie bei uns Ostern und Weihnachten.
In China sind das einmal das Neujahrsfest, oder auf chinesisch Frühlingsfest (春节 – Neumond Ende Januar/Anfang Februar) und dann die Woche um den chinesischen Nationaltag herum (1. Oktober).
Da zu diesen Zeiten 1,3 Milliarden Menschen gleichzeitig frei haben, verlässt man als Tourist besser das Land. Da aber weiterhin von den 1.3 Milliarden ein großer Teil auch das Land verlassen möchte, sind Flüge und Bahnreisen sehr teuer und/oder ausgebucht…

Wir waren mit unserer Planung etwas spät dran. Um dem Massenansturm auf die Verkehrsmittel zu entgehen, nahm ich noch ein paar Extra-Urlaubstage und wir entschieden uns relativ kurzfristig, eine gute Woche nach Pingtan zu fahren. Das ist eine Insel auf Höhe von Taiwan und im Herbst wegen des Nordost-Monsuns sehr windig.
Über die Feiertage – die erste Hälfte unserer Woche – gab es leider auch praktisch keine Hotelzimmer mehr. Durch einen Insider-Tip bekamen wir dann doch noch ein kleines Zimmer. Das war zwar leidlich sauber, aber es gab kein Frühstück, so dass wir uns mit Picknick aus dem Supermarkt behelfen mussten:

Frühstück

Frühstück

Der Strand war in den ersten Tagen gerammelt voll mit chinesischen Urlaubern, die mit Motor-Buggys auch gerne mal über des einen oder anderen Kiters Leinen brausten. Vor Ort gab es auch eine Kiteschule, und da eine Woche später chinesische Meisterschaften im Kitesurfen anstanden, war auch auf dem Wasser immer genug los.
Wir trafen den ein oder anderen Bekannten aus Shanghai und auch einen Schweizer, der uns vergangenes Weihnachten auf Hainan begegnet war. Pingtan scheint eine gute Wahl zu dieser Jahreszeit zu sein. Der Wind bestätigte das – es stürmte fast jeden Tag und wir hatten anfangs ganz schön mit den Wellen zu kämpfen. Nachdem wir uns daran gewöhnt hatten, machte es dann richtig Laune, mit und in den Wellen zu spielen.
Lasse spielte auch ausgiebig. Am Strand im Sand, auf diversen Klettergelegenheiten oder den Bezahl-Attraktionen, die nach den Feiertagen zwar offiziell geschlossen, aber dennoch zugänglich waren 😉

Nachdem die meisten Bekannten am Ende der Feiertage wieder abgereist waren, waren auch im 5-Sterne Hotel direkt am Strand wieder Zimmer frei und wir zogen um. Das Zimmer war jetzt größer und wurde regelmäßiger geputzt, und es gab auch Frühstück. Dieses war allerdings extrem chinesisch, so dass wir weiterhin auf Picknick aus dem Supermarkt setzten. Man muss dazu sagen, dass Pingtan zwar recht touristisch ist, aber nicht auf westliche Besucher eingestellt. Wir hätten im Urlaub auch gerne mal ein Stück Toast zum Frühstück gegessen, statt Muscheln und Reissuppe…
Der Wind ließ in der zweiten Wochenhälfte etwas nach – ausgerechnet zu den chinesischen Meisterschaften war er dann ganz weg… Zum Glück gab es nach dem Flautentag doch noch etwas Wind und die Chinesen konnten ihre Renn- und Freestyle Wettbewerbe durchführen.
Nicht jedoch, ohne dabei fast ein Auto im Meer zu verlieren, das beim Transport eines Jetski-Trailers von einer Welle erfasst wurde:

Rettungsaktion

Rettungsaktion

Erst ein großer Bagger schaffte es, den schon arg ramponierten Wagen wieder aus dem Wasser zu schieben..
Achja – und natürlich war Lasse mal wieder ein gern von Chinesen umlagertes Foto-Objekt. Mit Vorliebe versuchen Eltern ihre Kinder neben unserem Sohn zu postieren, um beide gemeinsam abzulichten. In der Galerie sind zwei Beispiele zu finden 🙂

Die Fotos dieser Woche habe ich mal in zwei Galerien unterteilt, einmal mit Lasse am Strand und einmal mit uns beiden Großen im Wasser: