Trotz unseres Skiurlaubes im Februar kam uns die Aussicht auf einen weiteren Skiurlaub in diesem Jahr doch ganz gelegen, v.a. da Lasse ganz „heiß“ aufs Skifahren ist. Ursprünglich wollten wir im Sommerurlaub nach Tibet – Yak-Trekking…
Da es derzeit jedoch keinerlei Möglichkeit gibt, unabhängig und ohne eine vorherige komplette Tourbuchung durchgeführt zu haben nach Tibet zu reisen (Trekkingangebote als all-inclusive, neben Koch, Küchenzelt und Tourguide auch ein Toilettenzelt – wohlgemerkt nur für uns drei…), nutzen wir die Gelegenheit, dass Martin eine Woche dienstlich nach Neuseeland musste, um dort danach ein paar schöne Tage gemeinsam zu verbringen.
Martin empfing uns also bereits am Flughafen in Christchurch mit unserem gemieteten kleinen Nissan mit Dachträger und Schneeketten. Den schweren Skibag verzurrten wir vorerst auf dem Dach und dann ging’s in das 1,5h entfernte Methven – der nächstgelegene kleine Ort zum Skigebiet Mt. Hutt. Den ersten Tag verbrachten wir mit Ausschlafen und Erholen vom Flug, erkundeten das Dörfchen, buchten Skipässe und zwei Tage Childcare (mit zweistündigem Skiunterricht) für Lasse und kauften Arbeitshandschuhe, um die Schneeketten auch bei Kälte und im Matsch zügig aufziehen zu können…
Unser erster Skitag begann mit dichtem Schneefall bereits im Ort – und wir mussten gute 1000hm noch rauffahren – aber dafür hatten wir uns ja extra die Schneeketten mit ausgeliehen. Nachdem also Ski und Ausrüstung im Auto verstaut waren (die Ski quer in der Mitte des Autos, da die Rückbank sich nicht umklappen ließ) ging’s los – nicht gerade schnell, aber immerhin zügig bis zur Abfahrt ins Skigebiet. Für die „Gravel-Road“ waren natürlich Schneeketten Pflicht (für alle Autos – auch Allrad). Nachdem wir beim ersten Reifen noch ein bisschen länger fürs aufziehen brauchten, ging’s beim zweiten Reifen schon viel flüssiger… Aber nun waren es immer noch 15km bis zum Skigebiet – Martin fuhr wie immer mutig und zügig die kurvenreiche Straße hinauf – bis plötzlich alles stand… Die Autoschlange wurde immer länger und länger und wir warteten und hörten den speziellen Radiosender, der Meldungen über den Straßenzustand dieser Zufahrtsstraße brachte. Es war also ein Bus quer gerutscht… Lasse hielt mittlerweile wieder ein kleines Nickerchen im Auto. Nachdem der Bus wieder gerade gezogen war, konnten wir auch die letzten Kilometer fahren und haben dann nach etwa 2h Fahrtzeit endlich das Skigebiet erreicht… Neuseeland ist eben ein bisschen „rauer“…
Auch die Größe der Skigebiete sind nicht mit denen in der Schweiz oder Österreich zu vergleichen – weniger Lifte (hier: zwei Sessellifte), die ein relativ großes, erschlossenes Gebiet umfassen. Lasse erfreute sich natürlich sofort am Schnee und auch die neueren längeren Ski machten ihm nichts aus.
Die Rückfahrt war weniger abenteuerlich – kurze Probleme beim Schneeketten abnehmen, die aber auch schnell durch Teamwork gelöst wurden und dann ab ins Hotel – oder besser gesagt zum nächsten Schnellimbiss (Lasse schlief nach dem anstrengenden Tag natürlich wieder). Mit heißen Fish & Chips fuhren wir ins Hotel, luden aus und futterten. Nach dem Abendessen ging es dann noch in den hoteleigenen heißen Pool – natürlich draußen – mit Sterne gucken und Schneeflocken – herrlich entspannend…
Am nächsten Tag war schönes Wetter vorhergesagt, für Lasse war die Childcare mit Skiunterricht gebucht und wir wollten das Skigebiet abseits erkunden. Trotz unseres zeitigen Losfahrens (es war Sonntag), war es wohl nicht früh genug und bald standen wir im Stau – noch weit vor dem Abzweig der „Gravel-Road“… Ab und zu rollten wir auch ein paar Meter – um Zeit zu sparen überredete ich Martin, bereits im Stau die Ketten anzulegen, was wir auch höchstprofessionell taten. Wir erfuhren, dass die Straße wohl eine Zeit lang gesperrt war. Anfangs durften Allrad-Fahrzeuge noch ohne Ketten rauf, jedoch hatten sich wohl einige unerfahrene Urlaubsfahrer gedreht/ verkeilt, so dass die Straße zum „aufräumen“ gesperrt wurde. Martin wurde allmählich ungehalten – Neuschnee, strahlendster Sonnenschein und es ging nicht weiter… Nachdem wir endlich am offiziellen InfoCenter und Schneeketten-Anlege-Platz angelangt waren, sagte man uns – jetzt dürften gar keine Zweiradantriebsfahrzeuge mehr rauf – nur noch Allrad mit Ketten. Jetzt war die Laune im Keller… Kurzes Krisengespräch und dann entschieden wir uns unseren Krempel auszuladen, uns an den Straßenrand zu stellen und mit einem der Jeeps zu „trampen“… Ich hatte mit Lasse auch relativ schnell einen jungen Mann gefunden, der mich in seiner alten Kiste mitnahm 😉 Und zu seinem Vorteil durften Familien mit Kindern im Kindersitzalter auch bis ganz zu den Liften rauffahren, während „normale“ Skifahrer 3-5km unterhalb parken mussten und mit einem Shuttlebus raufkamen. Ich konnte also nach knappen 3h Anfahrtszeit Lasse in der Childcare (gerade noch vor Unterrichtsbeginn) abgeben und habe Martin ein paar Minuten später getroffen, der nach seiner Mitfahrgelegenheit den Shuttlebus nehmen musste… Nun konnte der Skitag (der restliche halbe Tag) beginnen – nur leider waren alle schönen Hänge schon zerfahren… Mit ein bisschen Glück fanden wir noch das ein oder andere schöne Stück und sind anschließend einen sehr schönen ungespurten Rücken hinunter gefahren, der jedoch offiziell nicht geöffnet war – was uns dann unterwegs irgendwie aufgefallen ist.
Aber aus unserer Erfahrung in den USA habe ich gelernt, dass man mit so etwas sehr vorsichtig sein muss – und damit meine ich nicht die Risikobewertung an sich (das machen wir schon immer, bzw. sind es ja aus den Alpen gewöhnt) – aber in anderen Ländern ist man ganz schnell mal seinen Skipass los, wenn man – auch aus versehen – auf einem gesperrten Hang erwischt wird… Nachdem die Runde auf jeden Fall so gut geklappt hatte sind wir nochmal zur gleichen Stelle – und siehe da – die Skipatrol begann gerade dort den Bereich zu öffnen. Man fragte uns natürlich ob wir hier schon mal waren – und wir „drucksten“ rum (wollten ja nicht den Skipass abgeben). Zu unserem Glück wollte hier die Skipatrol aber nur wissen, ob wir uns auskennen, wüssten wo wir rauskommen und uns auf mögliche Gefahren hinweisen, so dass wir dann doch zugaben, dass die Spuren da von uns seien… Also sind wir dann mit mehreren Leuten der Skipatrol die wunderschöne Strecke nochmals gefahren, als die Route auch offiziell geöffnet wurde… Ein knapper aber doch sehr schöner Skitag – den wir natürlich wie immer noch mit einer Runde Lasse Sessellift und Lasse Abfahrt beendeten…
Die weiteren Tage waren weniger spektakulär, Schneeketten aufziehen konnten wir ja schon, und während der Woche war es natürlich nicht so überfüllt wie am Wochenende, an dem die ganzen Tagesgäste aus Christchurch kamen. Lasse war noch einmal in der Childcare und wir machten uns mit Fellen auf in unberührte Hänge. Nach 5 Tagen fuhren wir weiter nach Süden mit einem eintägigen Abstecher zum Mt. Cook. Eine kleine Wanderung zum Gletschersee mit Eisbergen am Nachmittag und am nächsten Tag eine weitere mit Schneespielen und Rutschen auf der Lawinenschaufel. Eine wunderschöne Gegend…
Anschließend fuhren wir nach Wanaka – deutlich größer und touristischer – um dort die nächsten 5 Tage zu verbringen. Wir hatten unser Auto so gebucht, dass wir hier einen 6-Tages-Skipass für eine Person frei hatten :). Hier war die Anfahrt nicht ganz so lang und wir brauchten auch gar keine Schneeketten mehr aufziehen – kurz vor dem Ziel fiel Martin jedoch auf, dass er seine Skijacke nicht mit hatte. Da uns das Ausleihen zu teuer war, bin ich dann nur mit dem kostenlosen Skipass und Lasse gefahren – Sessellift und Tellerlift (Lasse natürlich alleine) und jede Menge kleine Sprungschanzen im Kinderspiele-Land…
Der nächste Tag war dann ein gemeinsamer Familienskitag, bevor wir Lasse auch hier – diesmal in einer richtigen Skischule für einen ganzen Tag abgegeben haben. Unsere Ausflüge in den Tiefschnee waren zwar nicht spektakulär, aber doch sehr schön und Lasses Skilehrer waren von seinen fahrerischen Leistungen recht beeindruckt. Ein kleiner Einbruch (kleiner Sturz mit ein wenig Vertrauensverlust in die Fahrkünste) am Nachmittag auf einer sehr schwierigen Piste, zeigte uns dann doch, dass ein ganzer Tag noch ein bisschen hart für ihn ist. Nichtsdestotrotz trafen wir ihn dann kurz vor Ende der Stunde auf den Sprungschanzen und auch an diesem Tag wollte er noch eine zusätzliche Abfahrt mit uns machen… keine 5 Minuten im Auto und er schlummerte selig…
Da wir unseren Rückflug von Queenstown gebucht hatten, verbrachten wir gleich noch einen zusätzlichen Tag dort – wir fuhren mit der Ortsgondel auf den Hausberg und dort eine Art Sommerrodelbahn und sahen den Gleitschirmfliegern zu. Vor dem Abflug wanderten wir auf einer schönen Halbinsel in Flughafennähe und suchten dort noch einige Geocaches bevor wir wieder den 11stündigen Rückflug nach China antraten… Ein sehr schöner Skiurlaub – nicht zu vergleichen mit den Alpen – aber auf seine eigene Art sehr abenteuerlich 🙂
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