Da Lasses Kindergartenausflug im Mai abgesagt wurde hatte ich doch noch einen Tag Urlaub übrig, den ich auch gleich für unsere letzte Möglichkeit eines verlängerten Wochenendausfluges eingesetzt habe. Diesmal ging es in die Provinz Yunnan nach Kunming und genauer gesagt zur Tigersprungschlucht – der tiefste Canyon der Welt mit 3900m vom höchsten bis zum tiefsten Punkt…
Wir sind also freitags am frühen Abend zum Flughafen und von dort aus nach Kunming geflogen. Da wir am nächsten Morgen bereits um 07:00 Uhr nach Lijiang weiter fliegen wollten, hatten wir zuvor ein Hotel direkt im Flughafen gebucht, um möglichst viel Schlaf zu bekommen. Nur wie findet man ein Hotel im Flughafen – es war nix ausgeschildert, die Information wusste natürlich nichts und meinte, wir sollen doch da anrufen. Haben wir auch gemacht und mit ein bisschen hin und her haben wir dann herausgefunden, dass jemand an einem bestimmten Ausgang wartet – OK – vielleicht war das Hotel ja von außen zu erreichen. Wir stiegen in einen vollen Van und fuhren los – immer weiter vom Flughafen weg. Ich wurde schon wieder nervös und Martin fragte den Fahrer mehrmals nach dem Hotel – jaja – passt alles. Nach 15min Fahrt in ein fragwürdiges Gebiet standen wir dann um 01:30 Uhr vor einem Hotel. Auch ein netter Japaner, der mit uns ausstieg bestätigte den Namen des Hotels, auch wenn ich mich bereits geärgert habe, dass es nicht wie in der Beschreibung und auf der Karte direkt im Flughafen war. Naja, was macht man mitten in der Nacht – man ist froh über ein Bett… Noch schnell bezahlt und den Shuttle für den Morgen um 05:30 gebucht – oder wir wollten 05:30 buchen, es ging aber nur 05:00 – hm noch weniger Schlaf… Also alle schnell in das unterdurchschnittliche Zimmer und ins Bett bis dann um 04:15 Uhr der nicht bestellte Weckdienst an der Tür klopfte und dann auch nochmals anrief 🙁 puh, die Nacht war nicht lang… Wieder zurück am Flughafen hatte der Check-In natürlich noch nicht auf – aber glücklicherweise ist Lasse ein braver „Reisejunge“, dass er auf meinem Arm so gut wie alles mitmacht.
Nach dem nur 50minütigen Flug nach Lijang gings mit dem Airport Shuttle in die Stadt, dann zu Fuß 800m zum Busbahnhof und von dort mit einem Überlandbus nochmals 3h nach Qiaotou, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. Gegen Mittag machten wir uns also auf den Weg unserer ersten 7km Etappe – leider die ersten Kilometer auf einer mit vielen Baustellenfahrzeugen befahrenen Staubstaße – sehr zum Unmut von Martin.
Erst als der Anstieg richtig los ging verließen wir die Baustellen und wanderten den Berg hinauf, vorbei an Ziegen mit deren Hirten… Es folgte uns in bleibendem Abstand ein Einheimischer, der sein Pferd anbot um Lasse zu tragen – wir verneinten vorerst und motivierten Sohnemann, weiterzulaufen. Auch als uns eine Gruppe bestehend aus zwei deutschen Familien mit insgesamt 6 Kindern (und drei Pferden) überholte, wanderte er fleißig weiter… Nach 4h im Guesthouse angekommen trafen wir die anderen Deutschen wieder, und Lasse fing sofort an mit den anderen Kindern zu toben. Das Essen im Guesthouse war überraschend lecker – sie haben wohl häufiger ausländische Gäste (den gesamten Weg über haben wir übrigens keine weiteren Touristen getroffen). Die meisten (chinesischen) Touristen fahren die untere Straße mit dem Bus zu einem Aussichtspunkt aber nehmen nicht den mühsamen aber hübschen Wanderweg oben am Berghang… Wir alle sind früh ins Bett gefallen (Lasse wollte natürlich weiter spielen…), um am nächsten Morgen nach einem leckeren Bananenpfannkuchen und Bananen-Haferflocken Frühstück die Haupt-Etappe in Angriff zu nehmen. Das Wetter war leider immer noch sehr bewölkt, zum Teil regnerisch, so dass man nur sehr selten einen Blick zwischen den Wolken auf die Schneeberge erwischen konnte. Die Wandersaison ist auch bereits vorbei und fängt erst nach der Regenzeit im Oktober wieder an. Also waren wir schon froh wenn es nicht allzu viel regnete…
Obwohl Lasse auch ein Pferd wollte, schafften wir auch den Anstieg von 500 Höhenmetern ohne eines zu buchen (mit der Motivation, dass ja nur die Mädchen auf dem Pferd saßen und auch der 6 jährige Junge alleine die Strecke lief – abgesehen davon hätten wir wirklich eines am Vortag reservieren müssen, da uns nun keiner mehr hinterher lief). Mit entsprechenden Pausen und Spielen und ab und zu einem kleinen Regenschauer schafften wir es dann auch nach 6h reiner Gehzeit in unser nächstes Quartier – zur Enttäuschung von Lasse ohne die anderen deutschen Kinder, die in einem Nachbar-Haus übernachteten. Aber alles nicht so tragisch, denn auch bei uns ließ es sich spielen, was essen, die Aussicht genießen und auch wieder früh ins Bett gehen 🙂
Auch das letzte Stück unserer drei-Tages-Wanderung führte uns 5km entlang eines schönen, kaum bewanderten Weges am Berghang der Schlucht entlang immer leicht bergab in Richtung Abfahrtspunkt eines Busses. Trotz der Wolken und des regnerischen Wetters konnten wir zwischendurch die imposante Aussicht auf die Schlucht genießen. Auch traf Lasse die anderen Kinder wieder, mit denen er ein wenig spielte und weiterwanderte…
Am Sammelplatz angekommen hatten wir noch genügend Zeit zum Drohnefliegen und ausruhen, bevor wir wieder den Bus zurück nach Lijiang nahmen. Während der Busfahrt schlummerte Sohnemann friedlich bevor wir in der schönen alten Stadt noch einen kurzen Rundgang unternahmen. Schade dass wir nicht länger hier bleiben konnten, denn die klassische alte Stadt mit ihren schönen Bächlein und Läden gefiel uns sehr gut. Aber wir hatten bereits einen Nachtzug nach Kunming gebucht und mussten ja am nächsten Tag wieder weiter fliegen. Also ging’s zum Bahnhof, einen chinesischen Snack am Bahnhofsvorplatz gekauft und zum Essen den am Platz tanzenden Frauen zugeschaut. Lasse spielte auch direkt mit einigen chinesischen Kindern… Der Zug fuhr pünktlich um 21:00 Uhr ab – wir konnten unsere drei Betten im Schlafwagenabteil belegen. Wir haben eigentlich auch das vierte Bett im Abteil „gekauft“, aber da alle Tickets nur mit Ausweis abzuholen sind, konnten wir das Ticket natürlich nicht wirklich abholen bzw. die Liege belegen. Also hofften wir, dass wir die Nacht alleine verbringen können… Leider war das dann doch nicht der Fall – nach einigen Stationen kamen zwei junge Frauen ins Abteil, die sich das Bett teilten – naja hätte schlimmer kommen können. Aber auch Lasse schlief natürlich nicht die ganze Zeit alleine in seinem Bett, so dass ich ihn irgendwann in meine enge Koje lassen musste, um überhaupt noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Denn auch hier – der Zug sollte um 05:45 ankommen – wurden wir bereits unsanft mit hellem Licht und lauter Musik gegen 05:00Uhr geweckt – auch das nochmalige Ausschalten des Lichtes hielt nicht lange, da die Schaffner rigoros die Abteile kontrollieren und alles wieder erhellen :(…
Naja also sind wir um kurz vor sechs in Kunming – was macht man da?!
Ich wollte in einem großen westlichen Hotel frühstücken gehen – besser als das chinesische Straßenfrühstück… Also sind wir zu Fuß (wir hatten ja noch genügend Zeit bis Buffet-Beginn) und teilweise mit ausgeliehenem Fahrrad Richtung „Crown Plaza“ Hotel gelaufen und haben dort – so dreckig wie wir von unserer Trekkingtour waren – unseren Rucksack abgestellt und ein gutes Hotel-Frühstücksbuffet genossen. Obwohl wir uns ziemlich schmuddelig vorkamen, ist es nicht weiter aufgefallen… Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt und uns den weiteresn Tagesablauf überlegt hatten – der Rückflug nach Wuxi (Stadt in der Nähe von Suzhou) war erst um 19:00Uhr sind wir in eine Touristen-Anlage gefahren, die neben einem Drachenbootrennen auch die gesamten Minderheiten Yunnans zeigte – also einzelne Dörfer mit „Einheimischen“, die deren Riten und Bräuche darboten… Martin wollte aber hauptsächlich das Drachenbootrennen mit der Drohne filmen. Es dauerte eine Weile bis wir den richtigen Teich mit dem kleinen Wettkampf gefunden hatten und zu unserer Enttäuschung war das Rennen auch wirklich mikrig – da waren wir ganz anderes aus Suzhou gewöhnt… Naja trotzdem Drohne fliegen… Bis das Signal abbrach und Martin fluchte… das letzte Video zeigte einen Baum, einen Überschlag und nix mehr… Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass das Fluggerät zwar abgestürzt aber auf Land gefallen ist blieb noch. Also sind wir zum „Minderheiten-Dorf“, haben Eintritt bezahlt und sind die Drohne suchen gegangen – am Absturzort fanden wir den Baum als Ursache des Übels und auch dass er weit über den See ragt – mindesten zwei Meter vom Ufer entfernt müsste die Drohne auf Tiefe gegangen sein… hmmmmm… soviel dazu…
Den Rest des Tages verbrachte mindestens einer in bedrückter Stimmung und wollte auch nicht wirklich die unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen angucken. Am Nachmittag machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zurück in die Stadt und dann mit dem Airport-Shuttle zum Flughafen, bevor wir diesmal ausnahmsweise mal pünktlich zurück flogen…