Ein weiteres Ausflugswochenende

Da ich ja bis zum Sommer keine Ferien habe (kein Ostern, kein Pfingsten etc.) müssen wir die wenigen verlängerten Wochenende nutzen um uns noch ein paar nette Gegenden anzuschauen. Diesmal ging es am Qingming-Festival (entspricht bei uns in etwa Allerheiligen) nach Sanqingshan. Nach der letzten eher ermüdenden Erfahrung mit dem Auto haben wir uns für die ca. 500km für eine Fahrt mit dem Schnellzug entschieden. Ich bin direkt nach der Arbeit (wenn der Feiertag auf einen Wochentag fällt, schiebt die Regierung einen freien Brückentag zur Verlängerung des Wochenendes dazwischen, der jedoch vorgearbeitet werden muss, so dass ich den ganzen Samstag in der Schule unterrichtet habe) zum Bahnhof gefahren und habe die beiden Jungs gesucht, damit wir gemeinsam über Shanghai nach Yushan fahren konnten. Wir hatten natürlich die Fahrkarten bereits vorher im Internet gekauft, aber selbst drei Wochen vorher waren alle Tickets in der zweiten Klasse ausverkauft, so dass auch ich einmal in den Genuss kam erste Klasse zu reisen – und in der Tat gibt es mehr Platz :). Im Laufe der Fahrt haben beide Jungs ein Nickerchen gemacht bis wir etwa gegen 22:30 ankamen und uns um ein Taxi „streiten“ mussten – bei mehr Fahrgästen als Taxis wird es schon schwer ein Taxi nur für uns drei zu bekommen. Jeder Fahrer wollte sein Auto natürlich komplett befüllen… Aber irgendwie haben wir auch das gemeistert und sind in grauenvollem Fahrstil 15min zu unserem Hotel. Bei uns in Suzhou ist das Autofahren geradezu gesittet, im Gegensatz zum ländlichen Fahrstil (kein Wunder – in der Stadt sind ja auch überall Kameras, und selbst Martin kassiert ab und zu einige „Punkte“ und Geldstrafen – aber das ist durchaus sinnvoll, wenn man den normal gängigen Fahrstil auf dem Land erlebt…)

Müde sind wir in unsere Betten gefallen und haben früh am nächsten Morgen ein mittelgutes chinesisches Frühstück genossen, bevor wir uns auf die Suche nach einem Taxi begeben haben. Eigentlich wollten wir nur ein Taxi zum Busbahnhof, um von dort mit einem Kleinbus in den Nationalpark zu fahren – aber irgendwie haben wir keines gefunden. Nachdem wir dem Hotelmanager unser Problem geschildert hatten (er konnte auch ein wenig Englisch) hat er einen „Bekannten“ angerufen und wir haben uns dann doch entschlossen direkt zum Berg zu fahren und uns die mühsamen Schritte mit der Bussuche zu sparen – bei einem Taxipreis von ca. 20€ für eine einstündige Fahrt über Serpentinenstraßen durchaus vertretbar J…

Wir ließen uns zur östlichen Gondelbahn fahren und nachdem wir den Parkeintritt entrichtet und die Seilbahnkarte hatten wollten wir natürlich hoch – ich hatte jedoch beim Ticketkauf noch einen weiteren Zettel bekommen, nur konnten wir ihn nicht lesen… Natürlich wimmelte es überall schon von Leuten, die auch hinauf in die Berge wollten – nach einigem Nachfragen haben auch wir begriffen, dass der zweite Zettel eine Nummer beinhaltete, die uns sagte, wann wir uns an der Gondel anstellen durften…

Großer Andrang im Tal

Nachdem auch das gemeistert war ging‘s hinauf – das Wetter spielte mit und wir konnten die schöne Aussicht genießen. Oben angekommen entschieden wir uns für einen Weg rechts um das Bergmassiv herum. Die Felsen sind so steil, dass kein natürlicher Weg hindurch führt, so dass wir fast die gesamte Zeit auf einem künstlich errichteten Weg, der an bzw. in den Felsen betoniert war, entlangliefen – mit Geländer natürlich und dahinter ein beeindruckender Abgrund… So ging es stetig weiter hinauf. Lasse lief erstaunlich gut und hatte auch seine Freude mit chinesischen Mädchen und Fotografinnen zu schäkern… Irgendwann mussten wir weitere Höhenmeter gut machen – diesmal über steile Treppenstufen – und hier konnte man sich im Klappstuhl sitzend von zwei Trägern mit Bambusstangen hinaufschleppen lassen…

Man kann sich auch tragen lassen…

Die Landschaft ist sehr beeindruckend – nur leider ist es überall so steil, dass wir bisher keine Möglichkeit fanden, unser mitgebrachtes Zelt aufzubauen. Aber es war ja noch Zeit bis zum Sonnenuntergang (der offizielle Zeltplatz mit Zeltvermietung befand sich auf einer der wenigen betonierten Flächen und war das Dach eines Hauses…) Am Nachmittag kamen wir an einem Abzweig zum höchsten Punkt des Bergmassivs vorbei und fragten einige Rastende Wanderer, ob es denn auf dem Gipfel eine Möglichkeit gäbe, ein Zelt aufzuschlagen – nach mehreren skeptischen Blicken, konnte uns ein Tourenguide mit Hilfe einer englisch sprechenden Touristin erläutern, dass sehr wohl zwei kleine Möglichkeiten bestehen ein Zelt aufzubauen – aber mit Kind sei das vollkommen ungeeignet – es sei gefährlich (aufgrund des Abgrundes) und viel zu windig und viel zu kalt und es gäbe oben kein Wasser… Wir bejahten brav alles und stiegen weitere 250 Höhenmeter auf (ab hier durfte Lasse auch seinen kleinen Rucksack mit dem Kuschelhund abgeben – er war bis dort immerhin schon fast 4h gewandert!)

Oben angekommen, fanden wir ein kleines Plätzchen zwar ziemlich nah am Wegesrand, aber dafür nett zwischen den Bambussträuchern… Der Schrein am Gipfel war leider ziemlich vermüllt, aber ansonsten war die Aussicht traumhaft… Martin flog ein wenig mit der Drohne, während ich mit Lasse ein paar Mac&Cheese (Käse-Makkaroni) kochte (ach ja, das Gas darf man ja nicht in der Bahn mitnehmen, so dass wir zuvor eine Dose Campinggas in das Hotel geschickt hatten…). Es wurde merklich kühler und nach dem Sonnenuntergang sind wir schnell ins Zelt – mittlerweile waren auch keine anderen Touristen mehr am Berg… Nach einer – für mich – sehr frischen Nacht, kamen die ersten Sonnenaufgangs-Bergsteiger gegen 05:00 Uhr an unserem Zelt vorbei – um 05:30 habe ich dann auch Martin in die Kälte gescheucht um ein paar Fotos zu machen, während Lasse weiter schlummerte…

Warten auf die Morgensonne

Nach einem Müsli-Frühstück und einem weiteren Drohnenflug ging‘s dann wieder den Berg hinunter und diesmal weiter auf unserem Rundkurs zur südlichen Gondelbahn, die wir dann für die Talfahrt nutzten. Unten angekommen wollten uns Taxis für das doppelte unseres Hinfahrpreises fahren, was wir dankend ablehnten, und nachdem Martin in einem Hotel nach den öffentlichen Bussen gefragt hatte, fanden wir auch dessen Abfahrtsplatz… 10min später kam ein Kleinbus und er war schneller voll als uns lieb war. Mir wurde höflich ein Platz angeboten (ich war ja mit Kind J), und Martin hat sich auf den Fußboden gesetzt. Nichtsdestotrotz wurde der Kleinbus bis auf die letzte Stehfläche vollgepfercht – naja der Preis der Fahrt war ein Zehntel vom Taxi-Preis (und die dauerte fast doppelt so lange), aber dafür war es auch ein kleines Erlebnis durch die Dörfer zu gurken… In der Stadt angekommen liefen wir diesmal zu einem anderen Hotel und fanden am Abend in einer kleinen Nudelküche etwas zu essen, bevor es am nächsten Tag recht früh wieder zurück nach Suzhou ging.

3 Gedanken zu „Ein weiteres Ausflugswochenende

  1. Gisela

    Also was heißt hier „kein Ostern, kein Pfingsten“, wenn dann von „wenigen verlängerten Wochenenden“ die Rede ist 😉
    Ostern und Pfingsten sind bei uns genau zwei davon, und außerdem gibt es noch den 1. Mai und Himmelfahrt (sofern man denn noch 1 Urlaubstag für den Freitag hat). Nix Ferien. Also bitte kein Tränendrüsen-Quetsch, hier ist es nicht besser.
    Aber danke für die spannenden Berichte, lese ich immer gerne!

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    1. Martin

      Ihr schneidet trotzdem besser ab, was die Feiertage im ersten Halbjahr angeht.
      Ostern: 2 Tage
      Pfingsten: 1 Tag
      1. Mai: 1 Tag
      Himmelfahrt: 1 Tag

      Hier:
      Qingming: 1 Tag
      1 Mai: Tag
      Drachenboot: 1 Tag

      😛

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  2. Gisela

    kennt Ihr zum Thema „zu viele Menschen“ den superspannenden Roman „Inferno“ von Dan Brown, durchaus bedenkenswerte Lösung (nur sind die Ingenieure noch gefragt 😉

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