Mein neuer Job – oder: wie erhalte ich eine Arbeitserlaubnis in China…

Es hat lange (gefühlt sehr lange) gedauert – aber endlich habe ich wieder einen Job.
Der Anruf bzw. die Mail, ob ich noch Interesse hätte, kam ziemlich spontan im Kiteurlaub im Oktober. Rückblick: das Bewerbungsgespräch lief bereits im Mai – relativ erfolgreich (aber davon hatte ich ja schon einige und trotzdem keinen Vertrag). Über die Sommermonate erfolgte dann die Aussage, dass kein Geld für eine Einstellung zur Verfügung steht, bzw. dass einige personelle Änderungen vorgenommen werden. Also gut – ich schreibe mich einen Tag vor Semesterbeginn Anfang September an der Uni ein, um meine Chinesischkenntnisse weiter zu vertiefen.

Aber man/Frau ist ja spontan, so dass ich am Montag nach dem Urlaub zu meinem zweiten Bewerbungsgespräch gefahren bin. Zu meiner Überraschung wurde mir neben der Frage wann ich denn beginnen kann, direkt ein Vertrag vorgelegt… OK – Planänderung – keine Uni – Kindergartenzeiten verlängern und ab 01.11. rein ins Arbeitsleben

Nächstes Ziel: Arbeitserlaubnis erhalten.
Neben einem Health Check, meinen Zeugnissen im Original benötige ich noch ein polizeiliches Führungszeugnis. Da ich ja noch naiv davon ausgegangen bin, dass ich in den ersten Wochen meiner Arbeitsaufnahme auch die offiziellen Papiere haben sollte, bin ich schleunigst nach Shanghai zum Konsulat, habe meine Unterschrift beglaubigen lassen (auf dem Antrag für das Führungszeugnis, was man sich natürlich bezahlen lässt), anschließend per Express zum Bundesamt für Justiz (nach Bonn). Knapp zwei Wochen später ein Schreiben vom Amt – es fehlt mein „Mädchenname“ – Ok, ja, da ich keinen habe, habe ich natürlich nur meinen „Namen“ angegeben. Ich ärgere mich also über meinen „Fehler“ und fluche das erste Mal über die deutsche Bürokratie – denn ich wollte die Papiere so schnell wie möglich. Nach einer Woche Verzögerung wird das Zeugnis an meine deutsche Adresse versandt und von da per Express nach China. Drei Tage später ist es in meiner neuen Firma. So, also alle Papiere zusammen (es ist Mitte November) – ich gehe davon aus, dass ich über die Weihnachtsferien in Deutschland mein neues Visum (mit Arbeitserlaubnis) beantragen kann. Zu meinem Ärger fangen jetzt erst die Übersetzer an meine Zeugnisse zu übersetzen, eine weitere zeitliche Verzögerung ist die Folge. Die Zeugnisse müssen im Format so aussehen wie das Original – auch der Name der Unterschrift wird übertragen (keine Ahnung wer mein Diplom unterschrieben hat…). Diese Übersetzungen müssen nun noch von offizieller Stelle in China abgestempelt werden. Noch bin ich in freudiger Hoffnung, trotzdem alles bis Weihnachten hinzubekommen.

Nun bekomme ich die Info, es gäbet Probleme aufgrund meiner militärischen Vergangenheit. Nach genauerem Nachfragen stellt sich jedoch heraus, dass ich mit meinem Lebenslauf eigentlich nur das Fass zum Überlaufen bringe. Neben meiner Marine-Karriere machen mich meine recht guten Zeugnisse und Qualifikationen verdächtig. Zusätzlich muss man wissen, dass ein weiterer Kollege beim Fotografieren von militärischen Anlagen in China aufgegriffen wurde und einige Stunden in Haft verbracht hat. Ein weiterer Kollege (absoluter Elektronikfreak) ist des häufigeren am Flughafen bei der Sprengstoffkontrolle „rausgezogen“ worden. Die Überwachung lässt alle Informationen zusammenfließen, so dass mein neuer Arbeitgeber der Spionage verdächtigt wird. Der chinesische Sicherheitsapparat beginnt nun mit entsprechenden Untersuchungen der gesamten Firma, Dokumente werden abgeholt – natürlich wird auch mein Chef genauestens durchleuchtet. Bei meinen Kollegen (allesamt älteres Semester und in Ostdeutschland aufgewachsen) werden alte Erinnerungen wach…

Um mich erst einmal aus der Schusslinie zu nehmen, kann ich auch direkt bei der chinesischen Schule als Experte angestellt werden, denn unter den derzeitigen Untersuchungsbedingungen, habe ich keine Chance…

Mittlerweile finden in Paris diverse Terroranschläge statt – auch China hat Angst bzw. verbreitet Angst in der Bevölkerung vor möglichen Anschlägen. Als Folge werden alle Ausländer besonders beäugt…

Um mein Expertenvisum nun zu bekommen, muss mein deutsches Diplomzeugnis überbeglaubigt werden. Ich muss beweisen, dass mein Original ein Original ist… D.h. es muss über einen Notar zum Bundesverwaltungsamt nach Köln, welches die Echtheit der Urkunde bestätigen soll. Anschließend muss ich die Schreiben vom chinesischen Konsul (in Berlin) bestätigen und abstempeln lassen. Und alles soll natürlich persönlich abgewickelt werden…
Nach einem gewissen Unmut meinerseits, weiterer Internetrecherche und Rücksprache mit meinem Chef, habe ich eine Möglichkeit gefunden, diese Überbeglaubigung über eine Agency in Deutschland erledigen zu lassen. Es ist mittlerweile Dezember – die Hoffnung auf das „Working Permit“ innerhalb kürzester Zeit ist nun verflogen…

Ich hoffe natürlich, dass unter den derzeitigen Bedingungen und den bestehenden Untersuchungen nichts einer Wiedereinreise nach China entgegen spricht. Die Familie verbringt also den Weihnachtsurlaub gemeinsam in Australien (dort war es kein Problem, innerhalb von vier Tagen ein Geschäftsvisum zu bekommen, mit dem ich offiziell arbeiten kann, jedoch nur 2x 30 Tage im Land bleiben darf).

Kurz vor meinem Abflug nach Australien bekomme ich die freudige Aussage meines Chefs, dass die Untersuchungen der „STASI“ abgeschlossen sind und keine weiteren Folgen haben werden. Ich fliege also entspannt nach Melbourne in der Erwartung, dass die Papiere nun in Deutschland beglaubigt werden, um anschließend die Arbeitserlaubnis zu erhalten.

Kurz vor Silvester dann die nächste Nachricht: der Notar hat zwar das Diplom „abgestempelt“, aber das Bundesverwaltungsamt erkennt die Unterschrift der Präsidentin der Bundeswehr Uni nicht an… Alle Unterlagen wurden also ohne Bearbeitung zurückgesandt.

Da die Verwaltung der Universität in München auch in der ersten Januar Woche noch im Urlaub ist, konnte keine Unterschriftenbeglaubigung erfolgen. Mittlerweile wurde mir jedoch mitgeteilt, dass die Echtheit der Präsidentenunterschrift zusätzlich nachgewiesen wurde…

Nun warte ich ab was als nächstes kommt und fliege nächste Woche erst einmal nach Deutschland…

 

Anm.: an besagter Arbeitserlaubnis hängen weitere „Rechte“ für einen Ausländer dran. Mit  Arbeitserlaubnis kann man ein „Residence Permit“ beantragen, mit welchem man auch das Recht hat einen Führerschein zu machen (was mir einiges an Zeit und Aufwand für meinen Arbeitsweg einsparen würde), außerdem muss man nicht nach jeder Einreise zur polizeilichen Registrierung etc.

3 Gedanken zu „Mein neuer Job – oder: wie erhalte ich eine Arbeitserlaubnis in China…

  1. Gisela Müller-Plath

    Jetzt verstehe ich, warum Du diesen Blog nicht unter Deinem Namen veröffentlicht hast … arbeitest Du denn inzwischen, oder liegt alles auf Eis?

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    1. Jule

      Nene, ich arbeite seit November und unterrichte auch seitdem aktiv an der Schule – ein Geschäftsvisum machts möglich (jedoch gilt es nur zwei Monate mit zwei Aufenthalten für jeweils 30 Tage).

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  2. Gisela Müller-Plath

    Zumindest das 🙂
    Bei mir auf googlemail wurde als Autor des Beitrags “Martin“ angezeigt.

    Kann mir (leider) vorstellen, ich würde mich ähnlich misstrauisch verhalten, wenn sich ein chinesischer Student bei mir um einen Masterstudienplatz bewirbt, dessen Zeugnisse von einer chinesischen Militärhochschule stammen … Hatte genug chinesische Studis, die weder Deutsch noch Englisch noch Ingenieurwissenschaften noch Psychologie konnten aber dennoch ein beglaubigtes Zeugnis voller sehr guter Noten mitbrachten…

    Misstrauen allenthalben zwischen den Systemen mit zusätzlicher Sprachbarriere.

    Vielleicht kannst Du mir mit Deinen Erfahrungen noch Tipps geben für meine zukünftigen Entscheidungen …

    Freue mich auf unser Treffen in Davos,
    Deine Gisela

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