Archiv der Kategorie: Suzhou

Weihnachten

Liebe Familie,

Lasse lernt fleißig Weihnachtslieder im Kindergarten und er kann auch schon die meisten mitsingen.
Damit Ihr Euch auf das Repertoire ein wenig vorbereiten könnt, und wir zusammen singen können, hier drei Stücke in Text und Ton:

We wish you a merry Christmas:


I’m the happiest Christmas tree:


Rudolph the red nosed reindeer:


Texte: Textblatt Christmas Songs

Golden Week in Japan

Wie inzwischen ja bekannt sein dürfte, ist man zu den beiden Feiertagswochen im Jahr besser nicht in China. Also hatten wir über den chinesischen Nationalfeiertag (1.10.) eine Reise nach Japan geplant.
Dort im Süden von Okinawa sollte es schön warm sein und windig noch obendrein. Dazu kommt noch, dass der Flug von Shanghai nur ca. 2 Stunden dauert. Von Okinawa selbst brachte uns dann noch ein kleiner Hüpfer bis auf die Insel Miyakojima. In Okinawa am Flughafen wurde man direkt an Hawaii erinnert. Die Angestellten trugen Blumenhemden und im Gegensatz zu China waren alle extrem zuvorkommend, und checkten unser Über- und Kitegepäck problemlos in die kleine Maschine ein.
Vor Ort angekommen erhielten wir einen Mietwagen. Zunächst hatten wir Bedenken gehabt, wie wir unsere 2 großen Kitebags, 2 Reisetaschen und die extra Tasche mit dem SUP in einen günstigen Mietwagen reinkriegen sollten. Aber zum Glück war das Fahrzeug eins der praktischen japanischen Box-Cars, die bei kubischer Form den Innenraum ideal ausnutzen. Alles passte in den Subaru rein und wir fuhren zu unserem Gasthaus, das mit einer angeschlossenen Kiteschule ein guter Ausgangspunkt zu sein versprach.
Wie geplant war es sehr tropisch warm (genau genommen eigentlich zu heiß), so dass man getrost den ganzen Tag im Meer verbringen konnte, ohne kalt zu werden. Wassertemperatur: 28°C
Leider bekamen wir trotz Eincremen gleich am ersten Tag alle einen leichten Sonnenbrand, während wir uns am Strand vergnügten…


Nach zwei ruhigen Tagen kam dann auch der ersehnte Wind auf. Zunächst in Form eines Taifuns, der in einiger Entfernung vorbeizog und ein wenig Regen, aber auch viel Wind mit sich brachte.
Wir verbrachten die kommenden Tage also mit Kiten, Baden, Schnorcheln und Paddeln – und wenn der Wind aus war, erkundeten wir den Rest der malerischen Strände oder das Inselinnere.

Zum Beispiel gibt es auf Miyakojima ein deutsches Kulturzentrum. Eingerichtet von einer Gruppe deutscher Seeleute, die im 19 Jahrhundert vor der Küste Schiffbruch erlitten hatte und von der Inselbevölkerung gerettet worden war. Wir spazierten also die Gerhard Schröder Straße entlang und betrachteten bei Blasmusik die „deutsche“ Architektur. Auch Diddel-Postkarten gab es zu kaufen – gibt es die überhaupt in Deutschland noch?

Das Kiterevier war hervorragend. Zwei große Flachwassergebiete, die bis auf uns und die Kiteschule menschenleer waren. Bei Ebbe wurde das Wasser so flach, dass Lasse überall stehen konnte, und wir ihn guten Gewissens auf dem Kiteboard mitnehmen konnten 🙂
Wenn er nicht mit den SUP oder dem Kite mitfuhr, konnte er gar nicht genug davon kriegen, in den Wellen am Ufer zu plantschen.


Ich fand die vielen Einsiedlerkrebse am Strand interessant, die sich in den hübschesten Schneckenhäusern häuslich eingerichtet hatten. Nur Lasse fand die Krebse und Krabben unheimlich, und als er einmal einen Strandweg alleine entlang ging, traf er auf ein mehr als faustgroßes Exemplar, dass ihm den Schreck seines Lebens einflößte.

Nach 10 Tagen waren wir schön urlaubsgebräunt, hatten mit allen mitgebrachten Kitegrößen gesurft und kannten den einzigen größeren Supermarkt der Insel auswendig (die Sushi-Auswahl war hervorragend).
Also konnten wir die schöne Insel zurücklassen, um in das herbstliche China zurückzukehren.

Fotos wie immer in der Galerie:

Skiurlaub im Sommer

Trotz unseres Skiurlaubes im Februar kam uns die Aussicht auf einen weiteren Skiurlaub in diesem Jahr doch ganz gelegen, v.a. da Lasse ganz „heiß“ aufs Skifahren ist. Ursprünglich wollten wir im Sommerurlaub nach Tibet – Yak-Trekking…
Da es derzeit jedoch keinerlei Möglichkeit gibt, unabhängig und ohne eine vorherige komplette Tourbuchung durchgeführt zu haben nach Tibet zu reisen (Trekkingangebote als all-inclusive, neben Koch, Küchenzelt und Tourguide auch ein Toilettenzelt – wohlgemerkt nur für uns drei…), nutzen wir die Gelegenheit, dass Martin eine Woche dienstlich nach Neuseeland musste, um dort danach ein paar schöne Tage gemeinsam zu verbringen.

Martin empfing uns also bereits am Flughafen in Christchurch mit unserem gemieteten kleinen Nissan mit Dachträger und Schneeketten. Den schweren Skibag verzurrten wir vorerst auf dem Dach und dann ging’s in das 1,5h entfernte Methven – der nächstgelegene kleine Ort zum Skigebiet Mt. Hutt. Den ersten Tag verbrachten wir mit Ausschlafen und Erholen vom Flug, erkundeten das Dörfchen, buchten Skipässe und zwei Tage Childcare (mit zweistündigem Skiunterricht) für Lasse und kauften Arbeitshandschuhe, um die Schneeketten auch bei Kälte und im Matsch zügig aufziehen zu können…

Unser erster Skitag begann mit dichtem Schneefall bereits im Ort – und wir mussten gute 1000hm noch rauffahren – aber dafür hatten wir uns ja extra die Schneeketten mit ausgeliehen. Nachdem also Ski und Ausrüstung im Auto verstaut waren (die Ski quer in der Mitte des Autos, da die Rückbank sich nicht umklappen ließ) ging’s los – nicht gerade schnell, aber immerhin zügig bis zur Abfahrt ins Skigebiet. Für die „Gravel-Road“ waren natürlich Schneeketten Pflicht (für alle Autos – auch Allrad). Nachdem wir beim ersten Reifen noch ein bisschen länger fürs aufziehen brauchten, ging’s beim zweiten Reifen schon viel flüssiger… Aber nun waren es immer noch 15km bis zum Skigebiet – Martin fuhr wie immer mutig und zügig die kurvenreiche Straße hinauf – bis plötzlich alles stand… Die Autoschlange wurde immer länger und länger und wir warteten und hörten den speziellen Radiosender, der Meldungen über den Straßenzustand dieser Zufahrtsstraße brachte. Es war also ein Bus quer gerutscht… Lasse hielt mittlerweile wieder ein kleines Nickerchen im Auto. Nachdem der Bus wieder gerade gezogen war, konnten wir auch die letzten Kilometer fahren und haben dann nach etwa 2h Fahrtzeit endlich das Skigebiet erreicht… Neuseeland ist eben ein bisschen „rauer“…


Auch die Größe der Skigebiete sind nicht mit denen in der Schweiz oder Österreich zu vergleichen – weniger Lifte (hier: zwei Sessellifte), die ein relativ großes, erschlossenes Gebiet umfassen. Lasse erfreute sich natürlich sofort am Schnee und auch die neueren längeren Ski machten ihm nichts aus.

Die Rückfahrt war weniger abenteuerlich – kurze Probleme beim Schneeketten abnehmen, die aber auch schnell durch Teamwork gelöst wurden und dann ab ins Hotel – oder besser gesagt zum nächsten Schnellimbiss (Lasse schlief nach dem anstrengenden Tag natürlich wieder). Mit heißen Fish & Chips fuhren wir ins Hotel, luden aus und futterten. Nach dem Abendessen ging es dann noch in den hoteleigenen heißen Pool – natürlich draußen – mit Sterne gucken und Schneeflocken – herrlich entspannend…

Am nächsten Tag war schönes Wetter vorhergesagt, für Lasse war die Childcare mit Skiunterricht gebucht und wir wollten das Skigebiet abseits erkunden. Trotz unseres zeitigen Losfahrens (es war Sonntag), war es wohl nicht früh genug und bald standen wir im Stau – noch weit vor dem Abzweig der „Gravel-Road“… Ab und zu rollten wir auch ein paar Meter – um Zeit zu sparen überredete ich Martin, bereits im Stau die Ketten anzulegen, was wir auch höchstprofessionell taten. Wir erfuhren, dass die Straße wohl eine Zeit lang gesperrt war. Anfangs durften Allrad-Fahrzeuge noch ohne Ketten rauf, jedoch hatten sich wohl einige unerfahrene Urlaubsfahrer gedreht/ verkeilt, so dass die Straße zum „aufräumen“ gesperrt wurde. Martin wurde allmählich ungehalten – Neuschnee, strahlendster Sonnenschein und es ging nicht weiter… Nachdem wir endlich am offiziellen InfoCenter und Schneeketten-Anlege-Platz angelangt waren, sagte man uns – jetzt dürften gar keine Zweiradantriebsfahrzeuge mehr rauf – nur noch Allrad mit Ketten. Jetzt war die Laune im Keller… Kurzes Krisengespräch und dann entschieden wir uns unseren Krempel auszuladen, uns an den Straßenrand zu stellen und mit einem der Jeeps zu „trampen“… Ich hatte mit Lasse auch relativ schnell einen jungen Mann gefunden, der mich in seiner alten Kiste mitnahm 😉 Und zu seinem Vorteil durften Familien mit Kindern im Kindersitzalter auch bis ganz zu den Liften rauffahren, während „normale“ Skifahrer 3-5km unterhalb parken mussten und mit einem Shuttlebus raufkamen. Ich konnte also nach knappen 3h Anfahrtszeit Lasse in der Childcare (gerade noch vor Unterrichtsbeginn) abgeben und habe Martin ein paar Minuten später getroffen, der nach seiner Mitfahrgelegenheit den Shuttlebus nehmen musste… Nun konnte der Skitag (der restliche halbe Tag) beginnen – nur leider waren alle schönen Hänge schon zerfahren… Mit ein bisschen Glück fanden wir noch das ein oder andere schöne Stück und sind anschließend einen sehr schönen ungespurten Rücken hinunter gefahren, der jedoch offiziell nicht geöffnet war – was uns dann unterwegs irgendwie aufgefallen ist.


Aber aus unserer Erfahrung in den USA habe ich gelernt, dass man mit so etwas sehr vorsichtig sein muss – und damit meine ich nicht die Risikobewertung an sich (das machen wir schon immer, bzw. sind es ja aus den Alpen gewöhnt) – aber in anderen Ländern ist man ganz schnell mal seinen Skipass los, wenn man – auch aus versehen – auf einem gesperrten Hang erwischt wird… Nachdem die Runde auf jeden Fall so gut geklappt hatte sind wir nochmal zur gleichen Stelle – und siehe da – die Skipatrol begann gerade dort den Bereich zu öffnen. Man fragte uns natürlich ob wir hier schon mal waren – und wir „drucksten“ rum (wollten ja nicht den Skipass abgeben). Zu unserem Glück wollte hier die Skipatrol aber nur wissen, ob wir uns auskennen, wüssten wo wir rauskommen und uns auf mögliche Gefahren hinweisen, so dass wir dann doch zugaben, dass die Spuren da von uns seien… Also sind wir dann mit mehreren Leuten der Skipatrol die wunderschöne Strecke nochmals gefahren, als die Route auch offiziell geöffnet wurde… Ein knapper aber doch sehr schöner Skitag – den wir natürlich wie immer noch mit einer Runde Lasse Sessellift und Lasse Abfahrt beendeten…

Die weiteren Tage waren weniger spektakulär, Schneeketten aufziehen konnten wir ja schon, und während der Woche war es natürlich nicht so überfüllt wie am Wochenende, an dem die ganzen Tagesgäste aus Christchurch kamen. Lasse war noch einmal in der Childcare und wir machten uns mit Fellen auf in unberührte Hänge. Nach 5 Tagen fuhren wir weiter nach Süden mit einem eintägigen Abstecher zum Mt. Cook. Eine kleine Wanderung zum Gletschersee mit Eisbergen am Nachmittag und am nächsten Tag eine weitere mit Schneespielen und Rutschen auf der Lawinenschaufel. Eine wunderschöne Gegend…

Anschließend fuhren wir nach Wanaka – deutlich größer und touristischer – um dort die nächsten 5 Tage zu verbringen. Wir hatten unser Auto so gebucht, dass wir hier einen 6-Tages-Skipass für eine Person frei hatten :). Hier war die Anfahrt nicht ganz so lang und wir brauchten auch gar keine Schneeketten mehr aufziehen – kurz vor dem Ziel fiel Martin jedoch auf, dass er seine Skijacke nicht mit hatte. Da uns das Ausleihen zu teuer war, bin ich dann nur mit dem kostenlosen Skipass und Lasse gefahren – Sessellift und Tellerlift (Lasse natürlich alleine) und jede Menge kleine Sprungschanzen im Kinderspiele-Land…

Der nächste Tag war dann ein gemeinsamer Familienskitag, bevor wir Lasse auch hier – diesmal in einer richtigen Skischule für einen ganzen Tag abgegeben haben. Unsere Ausflüge in den Tiefschnee waren zwar nicht spektakulär, aber doch sehr schön und Lasses Skilehrer waren von seinen fahrerischen Leistungen recht beeindruckt. Ein kleiner Einbruch (kleiner Sturz mit ein wenig Vertrauensverlust in die Fahrkünste) am Nachmittag auf einer sehr schwierigen Piste, zeigte uns dann doch, dass ein ganzer Tag noch ein bisschen hart für ihn ist. Nichtsdestotrotz trafen wir ihn dann kurz vor Ende der Stunde auf den Sprungschanzen und auch an diesem Tag wollte er noch eine zusätzliche Abfahrt mit uns machen… keine 5 Minuten im Auto und er schlummerte selig…

Da wir unseren Rückflug von Queenstown gebucht hatten, verbrachten wir gleich noch einen zusätzlichen Tag dort – wir fuhren mit der Ortsgondel auf den Hausberg und dort eine Art Sommerrodelbahn und sahen den Gleitschirmfliegern zu. Vor dem Abflug wanderten wir auf einer schönen Halbinsel in Flughafennähe und suchten dort noch einige Geocaches bevor wir wieder den 11stündigen Rückflug nach China antraten… Ein sehr schöner Skiurlaub – nicht zu vergleichen mit den Alpen – aber auf seine eigene Art sehr abenteuerlich 🙂

Hier wie immer noch mehr Fotos:

Man gewöhnt sich an alles

Der Mensch ist unglaublich anpassungsfähig..
Wir wohnen ja jetzt schon 1.5 Jahre in China.
Und das Land ist sehr sehr unterschiedlich zu unserer westlichen Kultur.
Das fängt bei alltäglichen Dingen, wie Nahrungsaufnahme und Straßenverkehr an und hört bei sozialen Interaktionen und gesellschaftlichen Vorstellungen auf.
Mir fällt besonders auf, dass man sich an den Alltag (wenn man den so nennen kann), doch ziemlich gut gewöhnt. Wir essen selbstverständlich mit Stäbchen und kennen die lokalen Tischmanieren (immer Einzelnen zuprosten – nicht allen zusammen; der Rangniedrigere hält sein Glas tiefer; Schmatzen und Rülpsen ist ok; wenn man fragt, wie etwas schwierigere Teile in den Mund befördert werden sollten hat man nicht genug Hunger; da ein runder Tisch kein Kopfende hat, sitzt der Gastgeber oder der wichtigste Gast gegenüber der Eingangstür, etc…).
Im Straßenverkehr und in Warteschlangen drängelt man sich so gut es geht überall vor (weil man sonst nie zum Zuge käme) und mit Taxi, Bus, Bahn und Flugzeug bewegen wir uns auch sicher durchs Land. Das Bahnfahren gleicht hier eher einer Flugreise. Wenn man seine Fahrkarte hat geht es damit durch eine Gepäckdurchleuchtung am Eingang des Bahnhofs. Dahinter folgt eine sozialistisch-riesige Wartehalle für alle, in der man sich aufhält, bis ca. 15min vor Abfahrt des Zuges der jeweilige Bahnsteig geöffnet wird. In den Schnellzügen fährt man dafür aber auch recht komfortabel, pünktlich und mit 300km/h sehr zügig durchs Land. Von Suzhou nach Peking braucht man genau 5h 5min.
Auch an die sonstigen Lebensverhältnisse gewöhnt man sich so sehr, dass einem vieles schon gar nicht mehr auffällt, was man als Tourist höchst exotisch fände. Zum Beispiel Garküchen auf der Straße, kleine Restaurants, die Verlegung von Stromleitungen und die Schlachtung von Schweinen in zur Straße hin offenen Läden.
Ich habe ja häufig bei Ausflügen meine Kamera dabei und ertappe mich dabei, wie ich denke, dass ich eine bestimmte Szene normalerweise als höchst interessant fotografiert hätte – es aber jetzt nicht tue, weil es eben normal ist. Zum Beispiel so etwas:
Overload

Woran man sich etwas schwerer gewöhnt, ist das unterschiedliche Denken der meisten Einheimischen.
Vielem zu Grunde liegt ein kommunistischer Hintergrund im eigentlichen Sinne des Wortes: Die Gemeinschaft ist wichtiger als der Einzelne. Daher ist es natürlich ganz normal, dass z.B. der Bau von Infrastruktur für alle auf Kosten weniger, deren Haus der neuen Autobahn im Weg steht, völlig akzeptiert ist. China wächst immer noch so schnell, dass sich alles in kurzer Zeit ändert. Man kann daher nicht besonders langfristig planen, sondern geht davon aus, dass alles kurzfristig veränderten Voraussetzungen angepasst werden muss und auch kann. Das hat den Vorteil, dass man spontan überall alles machen und bekommen kann. Andererseits hat man wenig Planungssicherheit z.B. in der Arbeit, was Projekte, Reisen oder Termine angeht. Jeder muss immer und überall erreichbar sein. Bei meiner ersten Schulung, die ich gegeben habe, waren 5 Minuten nach Beginn die Hälfte der Teilnehmer am Telefon und aus dem Raum verschwunden.. (aktuell lasse ich höchst unchinesisch die Handys am Anfang ausschalten und mache jede Stunde eine Kommunikations-Pause 😉 )
Das berühmte „Gesicht-verlieren“ reicht auch durchaus weiter, als man oberflächlich meinen würde. Bekommt man als Chinese einen Auftrag, den man nicht erfüllen kann, sollte man das keinesfalls kommunizieren. Stattdessen lässt man alles so vor sich hin laufen – man rennt gewissermaßen sehenden Auges ins Verderben bis kurz vor knapp raus kommt, dass es nicht klappen wird. Dann lächelt man entschuldigend, hat ggf eine schwache Ausrede – und nächstes Mal passiert das gleiche…
Dazu kommen natürlich noch sprachliche Probleme, denn viele Chinesen sprechen gar kein oder nur sehr rudimentäres Englisch. Dazu existieren in Chinesisch praktisch keine Konjugationen oder Deklinationen. Alles ist Präsens – das Englisch, mit dem man hier kommuniziert ist auch sehr stark vereinfacht und passt sich der chinesischen art zu sprechen an – zum Beispiel kommt man auch sehr gut ohne Artikel aus 🙂 . Interessant ist dabei, dass in der chinesischen Sprache sehr viele Umschreibungen, Redewendungen und Metaphern genutzt werden. Ich hoffe, Jule hat dazu ein paar praktische Beispiele.
Trotz aller Gewöhnung an das Leben hier bleiben wir natürlich als Ausländer bei sehr vielem einfach außen vor – verstehen vieles auch einfach nicht. Und bei nur 600.000 Ausländern, die unter 1.4 Milliarden Chinesen leben, fällt man auch immer auf, und wird auf die eine oder andere Weise besonders behandelt.
Interessant ist und bleibt es allemal.

Heute keine Fotos…

Xi’an und Huashan

Die Feiertage, die wir in China haben, unterscheiden sich doch stark von den deutschen.
Ich glaube, die einzigen Gemeinsamkeiten sind der 1. Mai und Neujahr.
Am 4. April hatten wir daher einen Tag des Ahnengedenkens – also so ähnlich wie Allerheiligen in Deutschland.
Das verlängerte Wochenende nahmen wir zum Anlass, einen Ausflug nach Xi’an zu machen.
Xi’an war – strategisch günstig in der Mitte Chinas gelegen – vor mehr als 2000 Jahren die erste Hauptstadt Chinas, und ein wichtiger Stützpunkt auf der Seidenstraße.
Ganz in der Nähe der Stadt steht die berühmte Terrakotta-Armee. Sie ist Teil einer Grabanlage, die ein Kaiser der Qin-Dynastie 200 vor Christus über 36 Jahre von bis zu 700.000 Arbeitern errichten ließ. Über den Lauf der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, brachen 1974 Bauern beim Graben eines Brunnens durch das Dach der Anlage. Nach und nach fand man tausende lebensgroße Krieger mit Pferden, Waffen und allem Drum und Dran. Hier weitere Informationen.
Unser Trip fing etwas holperig an, denn ich hatte unseren Flug statt am Samstag früh aus unerfindlichen Gründen erst für Nachmittag gebucht. Wir standen also morgens um 7 am Flughafen, und konnten nicht einchecken. Gegen einen saftigen Aufpreis konnten wir aber immerhin umbuchen, und doch morgens noch losfliegen.
Vor Ort nahmen wir direkt ein Taxi zu den Terrakotta-Kriegern – auf Chinesisch 兵马俑 – BingMaYong. Von vielen Seiten hatten wir gehört, dass die Anlage recht enttäuschend wäre. Vielleicht lag es also an niedrigen Erwartungen, dass wir extrem beeindruckt waren.
Man geht davon aus, dass bisher etwa die Hälfte der Anlage ausgegraben ist, und man kann jetzt schon drei verschiedene Hallen mit vielen unterschiedlichen Formationen besichtigen.

Nachdem wir uns satt gesehen hatten, verhandelten wir mit anwesenden Taxifahrern einen Preis zum Huashan. Einer der fünf heiligen Berge in China, der durch mehrere Gipfel, verbunden durch steile Bergpfade, sehr ausgesetzte Treppen und Klettersteige, beeindruckt.
Bis vor ca. 15 Jahren war der Aufstieg ein lebensgefährliches Unterfangen, da an bis zu 70° steilen Flanken nur ein paar kleine Tritte in den Fels geschlagen waren.

Nicht viel Halt vor dem freien Fall.

Nicht viel Halt vor dem freien Fall.

Heutzutage ist alles gut abgesichert, und es gibt auch zwei Seilbahnen, die die Touristenmassen auf den Berg bringen.
Wir nahmen uns aber lieber den ganzen Sonntag Zeit und wählten den Aufsieg zu Fuß. Von 700hm geht es auf 2155hm hinauf. Hierfür aktivierten wir wieder die Kraxe, da Lasse natürlich nicht so viel wandern kann. Dementsprechend brauchten wir für den Aufstieg ca. 5 Stunden – bis zum ersten Gipfel. Wir hatten es aber auch nicht sonderlich eilig, denn eine dichte Wolkendecke lag über dem Berg, so dass wir nach den ersten paar hundert Höhenmetern in den Wolken wandelten und von dem beeindruckenden Panorama lange Zeit nichts sahen.
Für den Nachmittag war aber ein Aufklaren vorhergesagt, so dass es nicht allzu schlimm war, sich oben in den Touristenmassen, die zusätzlich noch von der Seilbahn ausgespuckt wurden, langsam über die Steige und Gipfel zu schieben.

Für den über dem Abgrund hängenden Klettersteig hatten wir extra unsere Sitzgurte dabei – als es tatsächlich später am Nachmittag aufzuklaren begann, stellten wir uns damit in die Schlange der nicht gerade sehr trittsicheren Chinesen an, um einen der beiden Steige zu klettern. Wir mussten über eine Stunde warten, und die Aufpasser am Einstieg überreden, dass wir auch mit Lasse in der Kraxe den leicht überhängenden Abstieg schaffen könnten.
Die Wartezeit wurde immerhin von der sich nach und nach zeigenden Aussicht versüßt. Nach dem Klettersteig mussten wir dann schnell zur zweiten Seilbahn laufen, bevor diese um 19Uhr schloss, um noch eine Talfahrt zu ergattern. Denn inzwischen waren wir von den tausenden Stufen mit schwerem Lasse auf dem Rücken doch ziemlich fertig.

In der Dunkelheit kamen wir unten an und mussten dann noch einen Shuttlebus zurück in den Ort nehmen. Dort waren wir aufgrund der fortgeschrittenen Stunde versucht, noch eine zweite Nacht hier zu bleiben und am nächsten Morgen mit dem Zug wieder nach Xi’an zu fahren.
Dann überredeten wir aber doch noch einen Taxifahrer, uns für 400RMB (ca. 60€) die 120km zu fahren. Wir hatten ja in Xi’an auch schon ein Hotel reserviert, das sonst verfallen wäre.

Der Taxifahrer gurkte zunächst mit seiner Rostlaube über nervige Nebenstraßen zum Tanken und schlingerte uns dann mit 80km/h (120 sind erlaubt) über die Autobahn. Und obwohl wir ihm klar machten, dass wir den Weg kennen und ihn zum Hotel lotsen würden, hielt er kurz nach Ortseingang an, um uns an einen lokalen Kollegen zu übergeben. Von den vereinbarten 400RMB sollten wir ihm 300 und dem Kollegen 100 zahlen. Da wir nun aber schon fast am Ziel waren, kauften wir uns mit 300RMB frei und nahmen das nächstbeste Taxi, um uns flugs und mit Taxameter für 20RMB zum Hotel sausen zu lassen.

Am Montag unternahmen wir nach dem Ausschlafen dann eine Besichtigungstour durch Xi’an. Hier gibt es eine sehr große Muslimische Bevölkerung mit Moschee und muslimischem Viertel. Wir schlenderten also durch die Gassen und staunten über die vielen spannenden Essens-Stände und Basare.

Granatapfel

Granatapfel

Die sehenswerte riesige Stadtmauer ließen wir aus und probierten uns lieber durch diverse lokale Spezialitäten, wie frittierte Banane, Fladenbrot, scharf gewürzte Kartoffeln und Waffeln.
Die mit Innereien aller Art köchelnden Suppen ließen wir lieber aus…
Am Nachmittag ging es dann auch schon wieder zum Flughafen und zurück nach Hause, wo wir nach Mitternacht müde aber um viele Eindrücke reicher in die heimischen Betten fielen.

Fotogalerie:

Hongkong

Da Jule ihrer geregelten Arbeit nachgeht, braucht sie ein neues Visum.
Viele Ausländer, die in China arbeiten, haben ein Business-Visum, dass multiple Einreisen erlaubt, aber immer nur 30 Tage Aufenthalt im Land. Um erneute 30 Tage zu erhalten, muss man China verlassen und neu einreisen. Die günstigste Methode ist es, dafür nach Hongkong zu reisen. Man kommt relativ billig hin und braucht für Hongkong selbst zur Einreise zumindest als Deutscher kein Visum.
Dennoch ist diese Methode natürlich recht mühsam, weshalb Jule ja ihre Residency anstrebt. Aber auch um die Art der Aufenthaltserlaubnis zu wechseln muss man das Land verlassen. So kam Jule zu ihrer Hongkong-Reise, und da ich da auch noch nie war, fuhr ich gleich mit.
So ein Residence Permit ausstellen zu lassen dauert mindestens 4 Werktage. Also planten wir zwei private Wochenenden und für Jule die Woche dazwischen zum Warten aufs Visum ein.
Ich fuhr während der Woche mit der Fähre zu Kundenbesuchen ins benachbarte Guangzhou und nach Shenzhen, das über Nahverkehr auch mit Hongkong verbunden ist.
Was macht man also an zwei Wochenenden in Hongkong:
Natürlich zunächst mal die Stadt erkunden mit ihrer beeindruckenden Skyline. Dann die Umgebung entdecken, denn Hongkong besteht aus vielen Inseln und direkt hinter der Stadt geht es in die Berge, wo man unberührt wirkende Natur mit Wanderwegen und Stränden finden kann. Und zu guter Letzt Shoppen (aber das haben wir weniger extensiv betrieben ;))

Hongkong ist sehr interessant, wenn man das chinesische Festland kennt. Wir haben festgestellt, dass Hongkong ziemlich genau so ist, wie man sich China aus der Ferne vorstellt: Exotisch, asiatisch, gleichzeitig verfallen und hochmodern. Selbst die Sprache (Kantonesisch) hört sich chinesischer an als das Hochchinesisch, das man in Peking spricht. Das Nahverkehrsnetz ist stark von Großbritanniens Einfluss geprägt. Es gibt neben der Metro und Doppeldeckerbussen auch eine antiquierte doppelstöckige Tram, die durch die Straßen zuckelt. Da man während der Fahrt von oben eine super Aussicht hat, war diese sogenannte „Ding-Ding“ Lasses bevorzugtes Verkehrsmittel.

Lasse in der Dingding

Lasse in der Dingding

Am ersten Wochenende fuhren wir in das kleine Fischerdorf „Tai-O“. Hier stehen die Häuser alle auf Stelzen, die Straßen sind Wasserstraßen und die Bewohner fahren darauf mit ihren Booten, wie anderswo mit dem Auto.
Am zweiten Tag waren wir in Kowloon, hier stand früher die berühmte „Walled City“, die leider 1994 abgerissen wurde. Eine beeindruckende Bilderserie zu diesem ehemaligen Moloch, wo 33.000 Menschen auf 0.027km² lebten, findet sich bei Greg Girard.

Am zweiten Wochenende war endlich schönes Wetter und wir nutzten die Zeit für eine ausführliche Wanderung im Hinterland. Auf schmalen Pfaden ging es bergauf, und oben angekommen konnten wir den Gleitschirmfliegern beim Starten zusehen, die beliebig lange im Aufwind fliegen konnten. Lasse kletterte den ganzen Tag durch den Dschungel querfeldein alles alleine hoch und runter.

Am letzten Tag nutzten wir die Möglichkeit, unser Gepäck am Hauptbahnhof schon für den Flug einzuchecken und fuhren auf den Gipfel der Hauptinsel, von dem man einen tollen Ausblick über die Stadt mit ihren Wolkenkratzern hat, bevor es am Nachmittag für uns auch zum Flughafen und wieder zurück nach Suzhou ging.
Natürlich mit Jules neuer Aufenthaltserlaubnis im Pass.

Hongkong Impressionen:

Australien

Seit einiger Zeit betreue ich von China schon unsere Niederlassungen in Singapur, Korea und Australien mit (theoretisch auch Malaysia und Vietnam, aber da war ich noch nie…).
Nun gibt es in Australien ein größeres und enorm wichtiges Projekt, das meine Anwesenheit vor Ort für mehrere Wochen verlangt. Da ich ungern so lange von der Familie getrennt sein wollte, richteten wir uns auf ca. ein halbes Jahr in Melbourne ein – suchten einen Kindergarten, guckten mögliche Wohnorte und Arbeitswege an.
…bis Jule ein paar Wochen vor der geplanten Abreise ihren Job in Suzhou bekommt.
Alles wird wieder umgeplant. Da sie nun nicht mehr mitkommen kann, verkürze ich den Aufenthalt auf 3 Monate, ein Kindergarten wird nicht mehr gebraucht, der Umzug besteht nur noch aus drei Packstücken und die Wohnung kann kleiner sein. Spart auf jeden Fall meiner Firma einiges Geld 😉
Im November geht es dann für mich los in Melbourne. Gerade passend, um dem chinesischen Winter und der damit einhergehenden besonders starken Luftverschmutzung zu entfliehen. Ich habe eine kleine 2-Zimmer Wohnung in Melbournes Süden direkt am Strand und ein Auto zur Verfügung.
Mit warmem Wetter und Palmen am Strand ist jeder Feierabend und jedes Wochenende ein bisschen wie Urlaub.

Am Strand vor der Haustür

Am Strand vor der Haustür

Dazu kommt, dass man nach einem Jahr in China auch unsere westliche Lebensweise schon etwas vermisst. Also Cafés und Restaurants mit essbarem Essen, und eine Sprache, die man versteht…
Am Anfang ist das Wasser noch etwas kalt, aber da Melbourne an einer Meeresbucht liegt, wird es schnell wärmer. Dazu kommt, dass fast jeden Tag am Nachmittag eine Seebrise aufkommt, die Kitesurfen nach Feierabend zur Regel werden lässt.
Nach drei Wochen besuche ich zum ersten Mal wieder China und über Weihnachten und Neujahr kommt der Rest der Familie zwei Wochen zu Besuch.
Wir erkunden die Umgebung Melbournes hauptsächlich auf der Suche nach einheimischen Tieren. Und recht schnell werden wir auch fündig, und können Kängurus, Wombats, und Emus aus nächster Nähe in freier Wildbahn beobachten. Man kam sich fast vor wie in einem Tierpark, angesichts der Menge an Tieren, die sich ohne größere Scheu in unserer Nähe aufhalten.
Wir fahren eine Woche von Melbourne nach Südosten, bis zu Wilson’s Promontory. Das ist eine Art Kap und ein Naturschutzgebiet mit einem großen Zeltplatz in der Mitte. Von dort aus unternehmen wir einige Wanderungen in der herrlichen Landschaft. Nur verpflegungstechnisch haben wir uns vergriffen. Wir haben zwar Nudeln und Reis und diverse andere Gerichte eingekauft, aber auf dem australischen Campingplatz gibt es keine Kochgelegenheit… Nur Barbeque, also öffentliche elektrische Grills. Wir hätten Fleisch und Hamburger gebraucht, denn ein Topf Wasser auf den Grill gestellt, braucht ca. 30 Minuten bis es zumindest heiß genug ist, damit die nudeln gar werden… 😉
Achja, und weil ich es so schön fand, hier ein kleiner Ausschnitt unserer Wanderung, als Lasse voraus läuft, und einer Ameise begegnet:

Die zweite Woche nach Neujahr verbringen wir damit, nach Südwesten zu fahren – entlang der Great Ocean Road.
Auf unserer Fahrt entlang der dieser sehr malerischen Stecke finden wir dann auch noch eine ganze Reihe Koalabären.
Dort hatten wir auch unser Zelt dabei und haben auch immer einen Platz gefunden, um es aufzustellen. Ganz wohl war uns dabei aber nicht immer, denn zu dieser Jahreszeit gibt es in Australien immer wieder Buschfeuer. Deshalb soll man eigentlich nicht wild im Busch übernachten. Zum Glück waren die Feuer aber immer woanders als wir 🙂

Zelten im Busch

Zelten im Busch

Die Great Ocean Road ist eine tolle Route, die sowohl schöne Strände und Steilküsten, als auch Regenwälder mit Baumfarnen zu bieten hat.
Es ist schon etwas ungewöhlich, Weihnachten und Silvester ohne Kerzen und Schnee zu feiern, aber das sind wir von den letzten beiden Malen auf Hawaii und Hainan ja schon fast gewohnt..
Inzwischen ist meine Zeit in Australien auch schon fast wieder rum. Eine Woche bin ich noch in China zu Besuch, dann im Februar zwei Wochen zum Skiurlaub in Davos und nach zwei weiteren Wochen geht es dann wieder dauerhaft zurück zur Familie nach China.
Hier Australien-Impressionen:

Klettern

Was macht man in Suzhou im Winter? Überall ist es relativ kalt – drinnen und draußen 🙂
Dazu kommt noch, dass es ziemlich häufig regnet und die Luft auch nicht die beste ist.
Also waren wir am Wochenende mal wieder in der Kletterhalle. Lasse besitzt nämlich inzwischen einen eigenen Klettergurt und der will natürlich ausprobiert werden.

Als wir ankamen, war es gerammelt voll – viele Chinesen und andere West-Familien fanden das wohl auch ein gutes Winter-Indoor-Programm. Aber der chinesische Tagesablauf kam uns mal wieder zu gute. Um Punkt 12 Uhr mittags sind alle Chinesen zum Mittagessen verschwunden und wir waren unter uns 🙂

Lasse kam ausgiebig zum Kraxeln und Schaukeln an seinem neuen Geschirr.
Hier ein paar Fotos und ein kleiner Videoclip:


机电老师

 

Zerspaner & Mechatroniker Klasse

Zerspaner & Mechatroniker Klasse

…so lautet mein neuer „Beruf“ (jidian laoshi = Mechatronik Lehrer). Und was ich so mache: eben alles unterrichten was mit Mechatronik zu tun hat. Zugegebenermaßen sehr angenehm: ich lehre auf Deutsch – was unsere Übersetzerinnen dann entsprechend für die Schüler umsetzen. Natürlich besteht manchmal die Gefahr, dass es nicht so übersetzt wird, wie man es wirklich gemeint hat, aber es hat auch den ungemeinen Vorteil, dass ich zum Einen häufig nur einmal (nämlich der Dolmetscherin) etwas erläutern muss und dass gewisse kulturelle Differenzen minimiert werden: z.B.: ich ermahne einen Schüler der mit etwas anderem beschäftigt ist, bzw. soll er mir eine Frage beantworten – die Dolmetscherin übersetzt entsprechend der chinesischen Gepflogenheiten: „mafan ni…“, was ein extrem höfliches Ansprechen ist, wenn man jemandem eine Frage stellen möchte, in etwa wie: „Könnte ich sie kurz mal unterbrechen und bitten eine Frage zu beantworten…“ Es ist auf jeden Fall von Vorteil, dass ich einiges im chinesischen verstehe (wenn ich den Kontext kenne) und es bringt mich so häufig zum schmunzeln…

Drehmaschinen

Drehmaschinen

Fräsmaschinen

Fräsmaschinen

Bankraum

Bankraum

Siemens-Labor

Siemens-Labor

 

 

China ist doch nicht so sicher wie ich bisher angenommen habe…

Ich bin nun drei Monate in meinem neuen Job – als Lehrer/Ausbilder für Mechatroniker und fahre jeden Tag mit dem Elektroroller zum Kindergarten (Lasse fährt Fahrrad bei Wind und Wetter) und anschließend zur U-Bahn. Mit der Bahn gehts dann gute 35min nach SND (Suzhou New District – ist jedoch eine älterer Stadtteil als der Bezirk, in dem wir wohnen) um dann nochmals 15min mit dem Fahrrad zu meiner Schule zu fahren. Eine knappe Stunde Arbeitsweg. Bisher habe ich mein altes (deutsches) Mountainbike immer an der UBahn-Haltestelle an einem Geländer angeschlossen. Die ersten Wochen war ich ein wenig besorgt, ob es denn gestohlen wird – besonders montags morgens, wenn es ein gesamtes Wochenende dort geparkt war. Nach drei Monaten wiegte ich mich nun aber in völliger Sicherheit – ach, mir ist noch nie etwas gestohlen worden in China. Es wird soviel überwacht – die Kameras haben auch ihre Vorteile, dachte ich mir…

Doch heute Morgen war nix mehr da, dort wo ich gestern Abend mein Fahrrad abgestellt habe 🙁 Ich fand nur noch ein paar Reste des mit Werkzeug aufgebrochenen Schlosses.

Mit Hilfe einer unserer Dolmetscherinnen habe ich anschließend bei der Polizei Anzeige erstattet und neben meiner Unterschrift dort auch mehrere Fingerabdrücke hinterlassen. Mal abwarten was dabei heraus kommt – obwohl der Platz per Kamera überwacht wurde, mache ich mir nicht allzugroße Hoffnung. Der Polizist der meine Anzeige aufnahm, meinte nur, dass es derzeit gehäuft zu Diebstählen von Fahrrädern und Rollern kommt, da einige Leute vor dem Neujahrsfest dringend Geld benötigen…

Ich kann mir zwar immer noch nicht vorstellen, dass in China Übergriffe wie in Köln zur Silvesternacht im Bereich des Möglichen liegen, jedoch bröckelt meine sichere „Chinawelt“…