Archiv der Kategorie: Suzhou

Unsere neuste Errungenschaft

Nachdem wir erfolgreich einen Backofen im Internet gekauft hatten, stand nun das nächst größere Einkaufsprojekt auf dem Plan. Eines der Hauptfortbewegungsmittel hier ist nämlich das E-Bike, also ein Elektroroller – praktisch, schnell und sogar umweltbewusst 🙂

Aber es sollte ja nicht irgendein Bike sein. Nachdem wir jede Menge Roller mit der „Union Jack“ Lackierung gesehen haben, dachten wir uns – na wenn dann soll es doch „schwarz-rot-gold“ sein. Also entdeckt der in Deutschland so gar nicht patriotische Martin seine „Heimatliebe“:

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Nach unserer ersten Fahrt – natürlich mit der ganzen Familie auf dem Roller, begrüßten uns auch gleich ein paar Kinder mit „deguo“ (=Deutsch).

Lasse im Kindergarten

Seit guten zwei Wochen lässt sich Lasse auch ohne Widerstand oder Weinen morgens gegen 08:00 Uhr im Kindergarten abgeben  (obwohl wir hier keine Eingewöhnung im deutschen Sinne hatten 🙂 Ich denke es gefällt ihm ganz gut – auch wenn ich ihn abholen möchte tobt er mit einem älteren Jungen in der Turnhalle herum, bis alle anderen Kinder abgeholt worden sind und wir als letzte rausgehen müssen (16:00 Uhr).

In seiner Klasse (Pre-Nursery) sind Kinder im Alter von 20 Monaten bis knapp 3 Jahre aus insgesamt 9 Nationen, wobei der Großteil natürlich Asiaten sind (Hongkong, Taiwan, Japan, Malaysia, Korea, China (Mainland) und dann auch Frankreich, Slowenien und wir aus Deutschland – es ist diese Woche gerade noch ein deutsches Mädchen, die einen Monat älter ist als Lasse (mit Mutter aus Finnland und deutschem Vater), in die Klasse gekommen.

Lasses Klassenlehrerin ist Chinesin, die auch englisch spricht, jedoch die Kinder auf chinesisch anleitet, weiterhin gibt es eine Englisch-Lehrerin (gebürtige Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln), die für beide Pre-Nursery Klassen zuständig ist und je nach Stundenplan die Klasse wechselt. Eine weitere Hilfslehrerin und eine Ayi unterstützen (Ayi bezeichnet hier alle Hilfskräfte von Putzfrau über Haushaltshilfe bis hin zum Kindermädchen.)

Lasse mit chinesischer Klassenlehrerin

Schuluniform ist natürlich auch für die Kleinsten Pflicht – zugegebenermaßen sieht es ja auch ganz süß aus. Aber sauber zu halten sind die weißen Shirts ja nicht gerade – vor allem, da sich meine bisher erlernten chinesischen Schriftzeichen nicht gerade auf die verschiedenen Fleckenentfernungsmittel beziehen. Gut, dass man Bleichmittel über den Geruch ausmachen kann und das ist derzeit auch das Einzige was hilft (der gute importierte deutsche Baby-Kinder-Vorwasch-Fleckenentferner hat hier keine Chance…). Mal schauen wie lange die Shirts das mitmachen – oder gut, dass Lasse nächstes Semester eine Größe größer benötigt…

Was hier deutlich anders ist als in Deutschland, ist die generelle Einstellung zur Erziehung und Schulbildung, die in China deutlich früher beginnt. Hier spielen die Kinder nicht nur, sondern sollen bereits früh gefördert werden: Lasse hat einen ziemlich strikten Stundenplan – Kunst, Englisch, Chinesisch, Sport – der Link zum Stundenplan

Das Essen ist chinesisch und westlich zusammengestellt und Lasse isst natürlich auch alles (oh, nein ein Stück Pomelo hat er letztens wohl nicht gegessen – das war so besonders, dass mir die Lehrerin das direkt gesagt hat). Ansonsten kommt es durchaus öfter vor, dass er schon einen zweiten Reisball gegessen hat, dann aufsteht und Zähne putzt während andere Kinder immer noch in ihrem Essen rumstochern – also er isst viel und schnell…

Habe auch einmal den aktuellen Speiseplan angehängtn: KiGa Essen Dezember

Die Einrichtung im Kindergarten ist eigentlich wie in Deutschland – der Kindergarten wurde ja auch erst im Oktober eröffnet, so dass alles schön neu ist. Er wurde wohl von einem Japaner designed. Zu erwähnen sind natürlich solche Specials wie eine große Eisenbahn, mit der die Kinder immer Montags und Freitags fahren. Sie fährt außen um das Gelände des Kindergartens herum mit Bahnstation etc. Dann gibt es auch noch ein Schwimmbad, welches wir ab Januar mit spezieller Mitgliedschaft ab 16:30 Uhr und am Wochenende nutzen können (Schwimmunterricht gibt es natürlich erst für die 4-5 jährigen). Ansonsten achtet der Kindergarten auch auf die Luftverschmutzungswerte – je nach Ausprägungsgrad bleiben die Fenster geschlossen und die „Purifier“ werden angemacht; wenn die Werte sehr hoch sind wird auch das Spielen von Draußen nach Drinnen verlegt. Der Kindergarten ist wie die einzelnen Wohnsiedlungen von einem Zaun (ok, das ist nix außergewöhnliches) und einer bemannten Wache umgeben. Ich erinnere mich daran, dass ich in Großhansdorf im Sommer von zwei Kita-Betreuerinnen angesprochen wurde, ob ich denn zwei Jungs gesehen hätte, die wohl entwischt waren – sowas wird hier definitiv nicht passieren. Ich als Elternteil komme sogar nur mit besonderer Mühe außerhalb meines Abholslots herein, obwohl ich eine Eingangs-Chipkarte besitze… Noch ein Unterschied: 10 von 14 Kindern in Lasses Klasse fahren mit dem Schulbus, der die Kinder von den entsprechenden Wohn-Compounds abholt. Ich bin oder war zugegebenermaßen ein wenig zurückhaltend was das anging, so dass wir ja in die Nähe des Kindergartens gezogen sind, um Lasse selbst abgeben zu können. Aber hier ist es ohne weiteres üblich, auch die Kleinsten in den Bus zu setzen…

Im November gab es bereits einen Eltern-Kind-Kindergarten Ausflug nach „Week Nine“ – einem chinesischem Kinder-Freizeit-Park. Der gesamte Kindergarten ist mit 8 Bussen etwa eine Stunde nach Norden gefahren, um dann dort Seife selbst zu machen, einen Streichelzoo und einen kleinen Freizeitpark zu besuchen, und wer mochte konnte auch Gemüse ernten und kaufen. Zugegebenermaßen war der Streichelzoo für meine Verhältnisse ein wenig zu stinkig, dreckig und die Tiere sahen auch ziemlich heruntergekommen aus. Einen Waschbären, der nur mit dem Kopf gegen den Zaun hämmert, fand ich nicht so attraktiv… Der  Freizeitpark war natürlich auch ein wenig sehr chinesisch 🙂 also nicht nach deutschen Sicherheitsvorschriften und ein bisschen heruntergekommen, aber den Kindern hat es gefallen. Lasse hat neben der Seife auch ein schönes Fensterbild gestaltet und sich an den diversen „Fahrgeschäften“ ausgetobt.

Bungee-Trampolin

Boot fahren

Karussell

Das mit dem Angeln war ihm jedoch nicht so vertraut, wie manchem chinesischem Kind (es gab einen riesigen Pool mit jeder Menge Goldfischen, man bekam eine Angel und Köder – wenn man die gefangenen Fische mit nach Hause nehmen wollte, musste man für das Plastikbehältnis bezahlen). Ich war da jetzt gar nicht böse drum, dass Lasse nix gefangen hat, sonst hätten wir jetzt hier ein „Möchtegern-Aquarium“

Am Freitag gibt es dann die Kindergarten X-Mas Party – Santa kommt und bringt für alle Kinder ein Geschenk (welches ich natürlich gestern schon den „Wichteln“ mitgegeben habe). Bin gespannt, was das so wird. Anfang der Woche durfte ich auch schon im Kindergarten hospitieren – „Parent-Teacher-Zeit“ in der ich mit den Kindern Weihnachtsdeko basteln konnte. Wir haben einen Schneemann geklebt…

Juchuhhhhh – der Container ist da!!!

…endlich – nach über drei Monaten Reise sind nun auch die ersehnten warmen Kleidungsstücke, ein Trip Trap, Küchenutensilien und natürlich die gute deutsche Kinderpulvermilch und der Pampersnachschub da (klar gibt es hier auch Windeln zu kaufen, aber der Po des kleinen Prinzen ist ja ein bisschen verwöhnt und Nachts hält dann doch der Klassiker am besten durch 🙂 Und was mir ja doch am wichtigsten ist – unsere Fahrräder sind da und auch schon zusammengebaut – dann sollte ich es morgen früh auch in 5-10min zur U-Bahn Station schaffen und nicht wie bisher immer 30min laufen…

32 Packstücke

32 Packstücke

Wohnen

Seit zwei Wochen sind wir nun schon in der neuen Wohnung – in einen Viertel namens „Eton Town“, und wie der Name schon sagt ist es im britischen Stil erbaut und hat max. 9 Stockwerke (was für die Städte hier sehr sehr sehr wenig ist).

Eton Garden

Unser „Garten“

Für meine Verhältnisse ist die Wohnung ja ein bisschen groß – man hat hier richtig weite Wegen von Küche zu Lasses Zimmer etc., wenn man vorher nur 80m² gewohnt war – jetzt ist es fast das doppelte – dafür ohne Keller etc., so dass wir hier ein Zimmer als Stauraum nutzen bzw. die Fahrräder auf dem Balkon/Wintergarten unterstellen… Aber immerhin haben wir hier neben der obligatorischen Klimaanlage auch Fußbodenheizung, was in diesen Breitengraden Chinas (also Heizung überhaupt) eine Seltenheit ist. In meiner Sprachschule werde ich wohl auch ab demnächst im fetten Wintermantel sitzen, so wie meine Lehrerin jetzt schon – wenn die Sonne nicht gerade scheint, ist es mittlerweile durch die Feuchtigkeit schon verdammt kalt. Leider warten wir immer noch auf unser Gepäck, was verschifft worden ist (hängt noch im Zoll), so dass ich weder eine dicke Jacke hier habe noch… Es funktioniert zwar alles, ist jedoch nervig – und eigentlich wollte ich nicht alles doppelt einkaufen.

Gas und Wasser muss hier – wie auch eigentlich alles – im Voraus bezahlt werden, sonst wird einem der Hahn zugedreht. Unsere Maklerin meint wir kommen mit dem vorhandenen Gas nicht über den Winter und da man pro Monat nur 150m³ kaufen kann, wird das wohl nicht so toll werden für uns – naja mal schauen. Zur Not kann die Klimaanlage ja auch heizen. Ich bin ja mal gespannt wie kalt das wirklich noch so wird.

Zimmer

Unser Wohnzimmer – brauchen noch ein paar Bilder an die Wände

In der Wohnung: es gibt keinen Geschirrspueler (also kennen die Chinesen gar nicht), viele Küchen haben einen Sterilisator (unsere nicht) und es gibt keinen Backofen, nur zwei bis drei Gaskochstellen (bei uns zwei) – einen Backofen haben wir uns vor ein paar Tagen im Internet gekauft – mal schauen wann der kommt und was der dann so kann – muss doch mit Lasse Weihnachtskekse backen 🙂

Erste Eindrücke

Nachdem wir nun gute 4 Wochen hier in China sind, nutze ich das Blog-Schreiben als Ausrede, um mal einen Abend nicht chinesisch zu lernen. Ich bin zwar seit drei Wochen in der Sprachschule und habe gefühlt schon einen „großen“ Wortschatz. Jedoch holt mich die Realität schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn eine nette Verkäuferin mich fragt wie lange wir hier schon wohnen, ich stolz „zwei Wochen“ auf chinesisch stammle und sie verständnislos reagiert. Zumindest habe ich die Tage erfolgreich einen neuen Trinkwasserkanister bestellt – aber mehr mit Händen und Füßen als in sauberem Chinesisch. Dass Lasse „liang sui“ (zwei Jahre alt) ist, ist ja mittlerweile mein Standardsatz, denn alle finden ihn „ke ai“ (süß oder zum Verlieben). Wenn sein Laufrad dann weiterhin bewundert wird und ich gefragt werde wo das her ist (nach mehrmaligem Wiederholen hatte ich auch die Frage kapiert), antworte ich ein wenig stolz mit „de guo“ (Deutschland), was ich jedoch wohl wieder falsch betont habe und erst nach weiterem Nachfragen mit „Germany“ verstanden wird.

Lasse auf dem Weg in den Kindergarten

Nell nell nell !!

„Made in Germany“ ist hier übrigens einiges und das steht natürlich für Qualität und Langlebigkeit – ich dachte bislang ja, das wäre nur so daher gesagt, aber nachdem wir uns eine Mikrowelle gekauft hatten (nicht die ganz billigste) und ich sie am nächsten Morgen anschmiss, sprang ich halb zur Küchentür hinaus, da sie einen Höllenlärm verursachte. Nach näherem Betrachten fehlten drei Schrauben im Gehäuse, doch damit war das Problem noch nicht behoben. Nachdem Martin das gute Stück zerlegt und hier und da die Schrauben ausgewechselt hatte, konnte er den Fehler durch besseres Befestigen des Trafos beheben – ja in China ist es wirklich so mit der Einstellung „das passt schon“ – nur nicht so genau hingucken… Bzgl. „Made in Germany“ gibt es hier also nicht nur Elektrogeräte, Milch, Wurst und Käse (ich bin echt überrascht, was ein solch kleines Land wie Deutschland doch überall hin verfrachtet…), sondern auch jede Menge „Haba“ Spielzeug, was zu horrenden Preisen verkauft wird. In den Haba-Stores (mit fetter „Made in Germany“ Werbung) gibt es dann auch spezielle Kinderlerngruppen, die unter Aufsicht und mit Anleitungen verschiedene Haba Spiele spielen. Aus Interesse habe ich mir das natürlich mal angeschaut, aber nachdem ich den Preis für einmal wöchentlich eine Stunde, bei einem Jahresvertrag von über 1000€ erfahren habe, dachte ich mir dann doch, dass Lasse darauf verzichten muss. Auch das „Little Gym“ (= Kinderturnen) liegt in der gleichen Preislage und ist mir damit ein wenig zu teuer – dann tun es die Klettergerüste auf dem Spielplatz auch.
Also was ist eigentlich anders – eigentlich nichts und doch alles: es ist aber bisher alles so wie ich es erwartet habe – um nicht zu sagen die Bücher von „Yu Chien Kuan“ bzw. seiner Frau sind sehr zutreffend (zumindest hier in der großen Shanghai Umgebung) und sehr zu empfehlen für China-Interessierte – egal ob es um die Eigenschaften und Gewohnheiten der Chinesen oder deren Vorurteile und Vorstellungen den Deutschen gegenüber geht. Meine Chinesischlehrerin war zum Beispiel ganz überrascht, dass ich Abends duschen gehe, dass tun doch sonst nur Chinesen und nicht die Europäer…

Weitere Bilder: