Gestern sind wir nach einer guten Woche Wanderung wieder in der Zivilisation angekommen und wie der Zufall es will, regnet es heute schon den ganzen Tag, so dass wir ausreichend Zeit haben, uns um unseren Blog zu kümmern. Ist übrigens der erste richtige Regentag, seit wir hier auf der Insel angekommen sind.
Nachdem wir aus dem Regenwald abgestiegen waren, ging die Wanderung richtig los. Zunächst durch den Cirque de Salazie. Da La Réunion vulkanischen Ursprungs ist – und in der Mitte 3000m hoch – ist es überall sehr steil und es gibt kaum einen Weg, der mal nicht kräftig hoch oder runter geht… Speziell die Übergänge zwischen den drei Cirques sind mit viel Auf- und Abstieg verbunden. Nachdem wir also ein bisschen warm gewandert waren, ging es die erste 1000m Wand hoch von Grand Ilet zum Roche Ecrite. Teilweise wie bei einem Klettersteig mit Seilen gesichert. Oben angekommen empfing uns dichter Nebel, so dass die verdiente Pause recht kurz ausfiel und wir uns durch das Dickicht zur nächsten Hütte durchschlugen. Leider war dies die einzige Hütte, in der es kein Doppelzimmer gab. Die drei Schweizerinnen, mit denen wir im 8-Bett-Zimmer waren, wollten dasselbe auch gleich wechseln, als sie sahen, dass wir mit Baby da waren 😉 Also nahm Jule Lasse neben sich ins Bett um festzustellen, dass er mehr Platz verbraucht als ich 😀
Nach einem kurzen Ausflug mit dem Bus an die Küste zum Einkaufen kam dann mit dem Cirque de Mafate der nächste Talkessel dran. Dieser ist so unwegsam, dass bis heute keine Straßen in ihm gebaut wurden. Die Dörfer in ihm können nur zu Fuß oder aus der Luft erreicht werden. Dementsprechend beliebt ist er auch bei einheimischen Wanderern und die Helis fliegen fleißig Vorräte aber auch Ärzte ein und aus. Auch Lasse will später mal Hubschrauber fliegen 🙂
Hier ist alles auch viel trockener als in den anderen Gebieten der Insel, so dass wir kräftig ins Schwitzen kamen, wenn es mal wieder ein paar hundert Meter hoch ging. Unten wiederum ist der ein oder andere Fluss zu überqueren – und da geschah es, dass Jule auf den rutschigen Steinen ausrutschte und mit Lasse bäuchlings im Fluss lag. Sohnemann nahm es trotz nasser Klamotten recht gelassen – und auf den Schrecken erstmal mit Papa ein Bad, während die Klamotten trockneten.
Unterwegs begegneten uns immer wieder die riesigen Seidenspinnen, die ihre Netze manchmal quer über den Weg spannen. Wenn man nicht hinguckt, rennt man in die Fäden rein. Und auch den Vögeln kommt man unterwegs überall ganz nahe. Mangels natürlicher Feinde sind diese sehr zutraulich.
In 6 Tagen durchwanderten (oder besser -kletterten) wir so den ganzen Cirque de Mafate von einer Gîte zur nächsten. Dort bekommt man auf Vorbestellung auch ein Abendessen – leider immer ziemlich das gleiche Nationalgericht Cari Poulet. Obwohl eigentlich ganz lecker, hängt uns das mittlerweile ein bisschen zum Hals raus.
Gut, dass wir mit einem langen Abstieg gestern in Cilaos angekommen sind und uns abends erstmal eine Pizza gönnen konnten. Unsere Route haben wir mal auf der Karte eingemalt.
Zusammen haben wir in den vergangenen 2 Wochen ca. 144km erwandert. Dabei sind über 8500 Höhenmeter zusammengekommen.
Lasse schläft immer noch gerne in der Kraxe ein und ist inzwischen von „dada“ über „nana“ und „bambam“ bei „mama“ angekommen. Allerdings verbindet er mit seinen Sprachübungen bisher noch keine Personen..
Hier eine Auswahl unserer Fotos: