Japan – Skifahren – klingt exotisch – und ist es auch ein wenig… Oder einfach nur anders…
Nachdem Martin ja schon vor zwei Jahren in den Genuss kam, den Japan Powder kennenzulernen, wollte er nun diese Erfahrung mit dem Rest der Familie teilen,
so dass die Entscheidung relativ leicht fiel, in den Frühjahrsferien zum chinesischen Neujahrsfest zwei Wochen nach Japan zu reisen. Da es in Japan nicht allzu viele englischsprachige Skischulen gibt und ich Lasse nicht zusätzlich mit Japanisch ärgern wollte, fiel unsere Auswahl schnell auf den Ort „Myoko-Kogen“ am Mt. Myoko, 30 Minuten „Bimmelbahnzugfahrt“ nördlich von Nagano.
Wir hatten eine einfache Unterkunft in einer Pension gebucht – für die gesamten 14 Tage. Nachdem Lasse nicht gerade erfreut über einen ständigen Ortswechsel ist, haben wir so dem „Familienstress“ von vornherein entgegengewirkt. Unseren Gastwirt hat dies ebenso gefreut, so dass er uns nicht nur vom Bahnhof abgeholt und hingebracht hat, sondern uns zwischendurch auch noch zum Krankenhaus (Lasse hatte sich so eine „Jungsinfektion“ eingefangen), zum Supermarkt in den nächst größeren Ort oder auch in ein anderes Skigebiet an der anderen Seite des Berges gebracht hat. Generell ist Japan vergleichbar teuer wie die Schweiz, oder anders formuliert: für das was man bekommt zahlt man ganz schön viel. Unsere Unterkunft war entsprechend einfach – traditionell japanisch – Tatami-Fußboden und eine dünne Matratze zum Schlafen darauf.
Eine Toilette und ein Waschbecken gab‘s auch im Zimmer, was jedoch eher eine Ausnahme ist. Toiletten in Japan sind auch eine Geschichte für sich – wer so wie ich täglich die chinesischen, verschmutzten, ohne Klopapier ausgestatteten Stehklos gewöhnt ist, findet eine japanische Toilette traumhaft (selbst im Zug war die Toilette super sauber und komfortabel) – alle mit Brillenheizung (danach findet man anschließend das heimische Klo ganz schön ungemütlich), Spezialreinigungsspülungen für diverse Popo-Bereiche, z.T. mit Föhntrocknung oder mit Plätscher- oder sonstiger Musik…
Also generell ist in Japan vieles alt (im Gegensatz zu China), aber es ist sehr sehr sauber (im Gegensatz zu China). Schuhe werden vor Betreten der Wohnung ausgezogen, säuberlich zum Trocknen in ein Regal gestellt und Hauslatschen angezogen (ähnliches gilt auch für Restaurants, in denen man auf dem Tatami-Boden sitzt). Aber zurück zu unserem Zimmerchen, die Schränke waren spartanisch und eine Dusche gab es nicht – aber dafür hat in der Region, in der wir waren, jedes Haus einen „Onsen“. Eine thermale Badestätte – Männlein und Weiblein getrennt mit Duschvorraum – mehrere Duschen, mehrere Hocker und mehrere Schüsseln, denn man reinigt sich hier vornehmlich im Sitzen – einseifen, schrubben, mit Schüsseln voll heißem Wasser übergießen. Wenn man dann nach gründlicher Reinigung fertig ist, kann man das Thermalbad genießen. In unserer kleinen Pension eine etwas größere und v.a. tiefere Badewanne mit sehr heißem (40-50°C) dauerzufließendem Wasser aus einer nahe gelegenen Quelle. Da man jedoch zusätzlich normales kaltes Wasser hinzu mischen konnte, konnten auch die hitzeempfindlicheren Personen der Familie den Onsen nutzen. Da größtenteils unsere Pension nicht stark besucht war und wir zudem recht früh am Nachmittag zurück waren, haben wir den männlichen „Badesalon“ genutzt und die ein oder andere Familien-Wasserschlacht veranstaltet und zwischendurch auch das heiße Wasser zu dritt mit Blick auf die Skipiste genossen…
Skifahren – das geht dort sehr gut – zumindest was die Schneebedingungen angeht. Wir kamen an und es hat erstmal drei Tage geschneit – und dann nicht nur 5cm, sondern gleich einen halben bis 1m…
So sah das dann am nächsten Morgen aus der Luft aus:
Schneekanonen gibt es dort entsprechend keine. Unsere ersten Skitage waren also alle ein bisschen kalt und ungemütlich. Da wir mit Lasse auf der Piste und über die Sprungschanzen unterwegs waren, haben wir uns meistens mit einer Halbtags- oder 5h-Karte begnügt. Den ersten schönen Tag nach starkem Schneefall gönnten wir uns dann alleine – Lasse wurde bis 13:30 Uhr in der Skischule geparkt und wir haben klassisches „SkiPlus“ gemacht. Sind also mit dem höchsten Lift rauf gefahren, haben ein kleines 5-Minuten-Stück die Ski getragen, eine weitere 5minütige Querfahrt gemacht und schon gab es tollste Powderhänge – mal mit Bäumen, mal mit „Pillows“ zum springen – und das tollste – eine missglückte Landung im tiefen Schnee tut nicht weh :). Aus dem Tal hinaus geht’s über eine weitere Querfahrt oder ein Schiebestück auf einer Passstraße und dann durch einen alten Tunnel hindurch wieder ins Skigebiet. Diese Strecke sind wir in unterschiedlichen Varianten 4-5x gefahren bevor wir Lasse wieder in Empfang genommen haben. Die Skilehrer sind wie immer zufrieden mit ihm (und durch seine chinesische Kindergarten Erziehung ist er auch ein Musterschüler – wenn der Lehrer was sagt, wird das gemacht und natürlich fährt man nicht aus der Reihe, sondern brav „one-by-one“…). Aber Lasse gefällt die Skischule leider nicht so wie wir es gerne hätten – wobei es keinen richtigen Grund gibt (er ist eben nicht das einzige Kind – so wie bei uns…). Nach dem Sonnentag taute es erst einmal gewaltig – so schnell wie ein Meter neuer Schnee gefallen ist, ist er auch wieder getaut. Eine gute Gelegenheit, die Snow Monkeys zu besuchen. Knappe zwei Stunden mit Zug und Bus entfernt gibt es einen Park, in dem die Affen zwar angefüttert wurden, aber dennoch in ihrer natürlichen Umgebung ohne Einzäunung leben. (Lasse: „Wie?! OHNE Zaun???!“) Die Ähnlichkeit zu den Menschen wird hier besonders deutlich, wenn man die Affen beobachtet, die im heißen Wasser entspannen oder die kleinen, die an den Zuläufen der heißen Quellen planschen…
Nachdem es weitere Tage geschneit hatte – der „Tau-Tag“ viel dabei gar nicht ins Gewicht – konnten wir nochmals einen schönen sonnigen Tiefschneetag verbringen, wobei Lasse sich nur widerstrebend in sein Schicksal der Skischule begeben hat. Anschließend sind wir zusammen über Sprungschanzen oder auch in den an die Pisten angrenzenden Tiefschnee zwischen den Bäumen gefahren, woran Lasse sichtlich Spaß hatte – nur leider bleiben die kurzen Ski so leicht stecken – und manchmal sogar mit Schuh…
Zum Essen sind wir Abends immer in den Ort – Lasse im Plastikschlitten gezogen – und haben die diversen Lokalitäten ausgetestet: klassisch japanisch (Ramen = Nudelsuppen, japanischer Tischgrill, Sushi, Katsudon = paniertes Schwein mit Reis (Martins Lieblingsgericht)) oder auch westliches Essen (da die meisten Touristen Australier sind, gibt’s Fish&Chips und Hamburger-Läden oder auch eine Pizzeria). Und als Nachtisch dann bei einem der Draußen-Verkaufsstände einen Crêpe mit Sahne, Erdbeeren oder Banane, Sahne und Eis…
Mittags, auf den Skihütten – wobei wir nur durch Zufall eine „richtige“ Skihütte gefunden haben mit allen möglichen Dekorationen aus Bayern, der Schweiz oder Österreich – gab es neben den im Supermarkt gekauften Snacks ähnliches wie am Abend (Nudelsuppe, Katsudon, Pommes…)
Unser Frühstück – wie die gesamte Unterkunft – spartanisch aber sehr liebevoll: Rührei/Spiegelei, kleiner Salat und Toast mit Marmelade… Wir hätten auch ein japanisches Frühstück haben können, aber wir haben dann doch auf den Fisch, Tofu und Suppe am Morgen verzichtet :/.
Nach zwei Wochen japanischer Freundlichkeit und Zuvorkommenheit, wurde man in Shanghai am Flughafen schnell wieder in die chinesische Realität geholt – schubsen, drängeln, Sachen auf den Gehweg schmeißen oder einfach die Gepäckkarre mitten im Weg stehen lassen – Willkommen zurück…
wie immer eine Fotogalerie: